Migränepatienten unterschätzt man leicht. Sie gelten als im Alltag eingeschränkt und stressigen Situationen schlecht gewachsen. Eine Studie von Rostocker Wissenschaftlern beweist das Gegenteil. Die Betroffenen lösen Probleme kreativer als Gesunde und gehen beherzter an Schwierigkeiten heran.
Schnellere Reaktionszeit
Die Forscher setzten jeweils 24 Migränepatienten und 24 gesunde Personen einer künstlich erzeugten Hilflosigkeitssituation aus und zeichneten ihre Gehirnströme mittels Elektroenzephalografie (EEG) auf. Aufgabe war es, bei einem bestimmten Tonsignal schnellstmöglich eine Taste zu drücken und den Ton so zu beenden. Für jede erfolgreiche Reaktion gab es eine Belohnung.
Nach einer Eingewöhnungszeit konnten die Teilnehmer den Ton trotz Tastendruck nicht mehr abschalten. Er dauerte mehrere Sekunden lang an, die angehäufte Belohnung schmolz dahin. Auf diese Weise erzeugten die Forscher eine Situation der Hilflosigkeit für die Betroffenen. Die vorher gestellte Aufgabe konnte nicht mehr korrekt erfüllt werden, der Teilnehmer stand unter Stress.
„Die 24 Migränepatienten reagierten mit einem deutlich vergrößerten EEG-Signal und einer signifikant schnelleren Reaktionszeit“, fasst Studienleiter Prof. Dr. Peter Knopp, von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) zusammen.
Stressresistent im Alltag
Insgesamt zeigt die Studie, dass Migränepatienten Problemsituationen besser gewachsen sind als Gesunde. Sie reagieren schneller und gehen effektiver und intensiver an die Schwierigkeiten heran. Die Betroffenen wollen ihnen gestellte Aufgaben perfekt erledigen und suchen angestrengter nach Möglichkeiten, das Problem zu lösen. Deshalb ist anzunehmen, dass sie auch im Alltag Stresssituationen effektiver und kreativer bewältigen als Gesunde.