Krebserkrankungen belasten nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Die psychische Beratung von Krebspatienten sollte deshalb ausgebaut werden, fordert die Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN).
„Die Diagnose Krebs ist für die betroffenen Menschen und ihre Angehörigen ein schwerer Schock“, weiß DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth. Vor allem die Angst vor starken Schmerzen, schweren Eingriffen, strapaziösen Therapien und die Sorge um die Zukunft belasten die Psyche. Manche Menschen schaffen es aus eigener Kraft, mit dieser schwierigen Situation umzugehen. Doch durchschnittlich 32 Prozent der Krebspatienten äußern psychosozialen Unterstützungsbedarf, zum Beispiel im Umgang mit ausgeprägten Ängsten oder Depressionen.
Psychotherapie und Entspannung unterstützen Betroffene
Die DGPPN ruft dazu auf, den psychosozialen Aspekten von Krebserkrankungen in der Versorgung mehr Gewicht beizumessen. Psychosoziale Interventionen können die Betroffenen bei der Krankheitsverarbeitung und im Umgang mit den Begleit- und Folgeproblemen unterstützen. Ein wichtiger Teil der Behandlung sind psychotherapeutische Einzel- und Gruppensitzungen. Ergänzt werden diese durch Entspannungsübungen oder Musik-, Bewegungs- und Kunsttherapien. Die psychoonkologische Beratung und Begleitung schließt ebenso die Angehörigen und das soziale Umfeld ein. Schwere psychische Störungen, etwa Depressionen, werden entsprechend ihrer jeweiligen Behandlungsleitlinien therapiert. Deren Behandlung ist Teil des onkologischen Gesamtbehandlungskonzepts.
Unterversorgung im ambulanten Bereich
In den vergangenen Jahren wurde die große Bedeutung der psychoonkologischen Versorgung zunehmend erkannt und eine entsprechende Versorgung ausgebaut. Eine professionelle Begleitung wird heute in vielen onkologischen Akut- und Nachsorgekliniken angeboten. Seit 2014 können die an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen zudem auf die Leitlinie „Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatienten“ zugreifen, an der die DGPPN aktiv mitgearbeitet hat. Doch im ambulanten Bereich, insbesondere in ländlichen Regionen, fehlt es an notwendigen psychosozialen Versorgungsstrukturen für die Betroffenen und ihre Angehörigen. Hier ist ein Ausbau des Angebots nötig.
Bedarfssituation analysieren und anpassen
Gleichzeitig erfordert eine adäquate psychoonkologische Betreuung die enge Zusammenarbeit von Fachärzten, ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten, Pflegenden, Sozialarbeitern, Seelsorgern und der Selbsthilfe – was aber im zersplitterten Versorgungssystem noch nicht optimal funktioniert. Dies hat auch das Bundesgesundheitsministerium erkannt. Es hat deshalb ein wissenschaftliches Gutachten ausgeschrieben, welches das nationale psychoonkologische Versorgungsangebot in Deutschland erhebt und die Bedarfssituation analysiert. „Dieser Schritt ist wichtig und zeigt, dass die Gesundheitspolitik die Bedeutung der Psychoonkologie für Krebspatienten erkannt hat“, begrüßt Dr. Hauth die Entwicklung.