In den letzten Jahren gewannen Insekten-übertragene Infektionen immer mehr an Bedeutung. Dies verdeutlicht nicht zuletzt das in Südamerika grassierende Zika-Virus. Forscher untersuchten nun Mücken als potentielle Krankheitsübeträger für Lyme-Borreliose.
Rötliche Verfärbungen um eine Einstichstelle, die sich kreisförmig ausbreiten und innen wieder verblassen? Bei diesem Anblick schrillen bei vielen Menschen die Alarmglocken: Die sogenannte Wanderröte ist eines der wenigen klaren Anzeichen für eine Borreliose-Infektion. Weitere Hinweise der durch Bakterien (Borrelien) ausgelösten Krankheit sind grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber oder Muskelschmerzen. Doch nicht alle infizierten Personen erkranken tatsächlich an der Infektion.
Können auch Insekten Überträger sein?
In den meisten Fällen übertragen Zecken die Borreliose. Als häufigster Krankheitserreger unter den Zecken gilt bisher der Gemeine Holzbock. Auch in Bremsen, Flöhen oder Kriebelmücken fanden Experten vereinzelt Borrelien-Erreger.
Daraufhin haben Wissenschaftler um Prof. Dr. Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Mücken auf ihr Übertragungspotential hin untersucht. „Mücken sind bekannte Überträger zahlreicher Infektionserreger wie beispielsweise Malaria, dem Dengue-Virus oder auch dem aktuell grassierenden Zika-Virus. Wir wollten überprüfen, ob die Insekten theoretisch auch Borreliose-auslösende Borrelien übertragen können“, kommentiert Prof. Klimpel.
Mücken als Überträger identifiziert
Für die Studie fing das Forscherteam von April bis Oktober 2013 an 42 deutschlandweiten Standorten etwa 3600 Stechmücken. Anschließend testeten sie die gruppierten Insekten auf Borrelien. Die Untersuchung ergab, dass zehn Stechmückenarten aus vier Gattungen an 11 Standorten Borrelien in sich trugen. Die Forscher machten drei verschiedene Borrelien aus, die alle in Deutschland und in Europa als die wichtigsten Erreger der Lyme-Borreliose gelten.
Borrelien überdauern Wachstumsprozess der Mückenlarven
Darüber hinaus untersuchten die Parasitologen gefangene, unter Laborbedingungen geschlüpfte und aufgezogene Stechmücken. „Dass wir die DNA der Erreger auch in den aufgezogenen Mücken gefunden haben, ist erstaunlich und zeigt, dass die Borrelien die Umwandlung der Larve zur Puppe und schließlich zum ausgewachsenen Tier überdauern können“, erläutert Prof. Klimpel.
Forscher sehen kein Grund zur Sorge
Insgesamt waren 0,13 – 8,33 Prozent der Mücken in den unterschiedlichen Gruppen mit den Borreliose-Bakterien infiziert. „Es besteht aber kein Grund zur Panik“, beruhigt Klimpel und fährt fort: „Nach unserem derzeitigen Erkenntnisstand sind Stechmücken als Überträger der Lyme-Borreliose auslösenden Erreger nur bedingt geeignet. Wenn überhaupt spielen sie eine eher untergeordnete Rolle.“