Die Vorbereitungen für Weihnachten laufen auf Hochtouren: Geschenke kaufen, Weihnachtsfeiern besuchen, Menüfolgen planen. Jeder Dritte empfindet die Zeit vor und während des Festes als puren Stress. Wie man der Hektik entkommt, weiß Dr. Philipp Herzberg, Professor für Persönlichkeitspsychologie an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg.
Erwartungen zügeln
Seien wir ehrlich: Meist sind wir es, die dazu beitragen, dass es hektisch wird – weil wir zu hohe Erwartungen haben. Bedingungslos ergeben sich viele von uns dem aufgeheizten Konsumrausch zu Weihnachten. Die Werbung tut das ihre, um diese Illusion zu stützen. „Es ist ein ganz schwieriges massenpsychologisches Phänomen, dem man sich kaum entziehen kann“, weiß Persönlichkeitspsychologe Philipp Herzberg. Gerade deshalb ist es wichtig, innezuhalten und zu erfassen, welche Zwänge hier wirken.
Der Experte rät zu mehr Gelassenheit: „Mit Weihnachten verhält es sich ähnlich wie mit der Vorfreude auf den Urlaub. Sind die Erwartungen nicht zu hoch geschraubt, ist das Fallpotential geringer.“
Kein Zwang zum Mitmachen
„Weihnachten ist ein klassischer Kumulationspunkt. Das Jahr geht zu Ende und man will guten Gewissens all das erledigt haben, was man sich für das Jahr vorgenommen hatte“, sagt Herzberg. Das ist soweit nur natürlich. Doch zusammen mit den eigenen Erwartungen an das Fest und denen, die von anderen an uns herangetragen werden, entwickelt sich eine mitunter explosive Anspannung, die sich oft ausgerechnet an den Feiertagen entlädt: „Niemand ist gezwungen all das mitzumachen, was die Konsumfirmen und die Werbung uns suggerieren. Ich denke, es ist auch ohne Probleme möglich, Kinder diesem Hype zu entziehen.“ So lässt sich auch der Geschenkerausch auf ein vernünftiges Maß reduzieren.
Die innere Stimme sollte leiten, auch wenn das bedeutet, Erwartungen anderer nicht zu erfüllen. „Wer es wagt, Traditionen zu brechen und etwas Neues auszuprobieren, erlebt oft etwas Einzigartiges“, ermutigt Herzberg. Sei es, indem die Weihnachtsfeier im Kreise der Familie gegen eine Urlaubsreise eingetauscht wird, oder statt eines perfekten Dinners ein Buffet auf die Gäste wartet.
Tipps für harmonischere Festtage:
- Weniger ist mehr. Je geringer die Erwartungen, desto niedriger ist das Fallpotential.
- Planen Sie spontan. Grob festlegen sollten Sie nur, was Sie unbedingt erledigen wollen, dazwischen muss genügend Zeit für Spontanität bleiben.
- Raus in die Natur. Spazierengehen oder Spielen im Wald, auf dem Berg und im Schnee tut gut und entspannt.
- Basteln Sie. Kinder arbeiten gern mit Bunt- und Glanzpapier, Farben, Materialien und Kleber. Dabei entstehen Weihnachtsgeschenke, die von Herzen kommen.
- Feiern Sie nicht auf Zwang eine Weihnachtsfeier. Wenn es nicht passt: Ab Januar sind die Lieblingslokale nicht mehr ausgebucht!
- Fragen Sie sich schon im Vorfeld der Festtage: Warum gibt es jedes Jahr Streit? Überlegen Sie, was Sie tun können, um diesen Zündstoff zu entschärfen.
- Trauen Sie sich, mit Traditionen zu brechen. Nur weil Sie Heiligabend schon immer zum Familientreffen gefahren sind, müssen Sie es nicht weiterhin tun.
- Besinnen Sie sich. Weihnachten ist nicht das Fest des Geschenkerausches, das können auch Kinder lernen.
- Suchen Sie Teillösungen. Bei Familienfeiern stoßen unterschiedliche Interessen aufeinander. Die einen möchten spielen, die anderen plaudern und dritte in die Kirche gehen. Man muss nicht alles zusammen machen.