Ein Schlaganfall gilt als eine Erkrankung des höheren Alters. Das trifft immer weniger zu: Zunehmend erleiden Menschen, die in der Mitte des Lebens stehen, einen Gehirnschlag. Dies zeigt eine Auswertung einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Weltbank.
Große regionale Unterschiede
Die weltweit ausgerichtete Studie „Global Burden of Disease“ verfolgt seit dem Jahr 1990 die Entwicklung der häufigsten Erkrankungen. In den untersuchten 20 Jahren ist es weltweit zu einem Anstieg der Schlaganfälle um 68 Prozent gekommen. Die Zahl der Todesfälle nahm weltweit um 26 Prozent zu. Deutschland verzeichnet pro 100.000 Einwohner jährlich 21 Todesfälle durch Schlaganfall und weist damit eine der niedrigsten Sterberaten auf. Zum Vergleich: In Russland kommen auf 100.000 Einwohner jährlich 138 Schlaganfalltodesfälle. Die Situation hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten vor allem in den Entwicklungsländern verschlechtert, ebenso in vielen Ländern Osteuropas.
Erschreckend ist, dass immer mehr jüngere Menschen einen Schlaganfall erleiden. Betrug der Anteil der 20- bis 64-Jährigen 1990 noch 25 Prozent, so entfielen 2010 bereits 31 Prozent aller Schlaganfälle auf diese Altersgruppe. Zudem tritt mittlerweile weltweit jeder 20. Schlaganfall bei Jugendlichen und Kindern auf.
70 Prozent sind vermeidbar
Für die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) sind die Ergebnisse der Studie Anlass, auf unterschätzte Risikofaktoren der Erkrankung hinzuweisen. „Die aktuelle Studie hat zwar nicht die Gründe für den weltweiten Anstieg untersucht, wir gehen aber davon aus, dass in vielen Ländern mit dem Wohlstand auch die Risikofaktoren gewachsen sind“, erklärt Professor Dr. med. Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der DGN.
Die häufigsten Ursachen von Schlaganfällen sind ein zu hoher Blutdruck und Vorhofflimmern – oft die Folgen einer ungesunden Lebensweise. „Auch hohe Cholesterinwerte, Diabetes, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Bewegungsmangel, Übergewicht und eine ungesunde Ernährung tragen zum Risiko bei“, fügt der Experte hinzu.
Professor Dr. med. Joachim Röther, Pressesprecher der DSG, betont: „Jeder einzelne Mensch kann hier einen Beitrag leisten und auf gesunde Ernährung, Bewegung und gute Blutdruckwerte achten sowie auf Nikotin und erhöhten Alkoholkonsum verzichten. Durch eine konsequente Beachtung und gegebenenfalls Behandlung aller Risikofaktoren könnten etwa 70 Prozent aller Schlaganfälle verhindert werden.“