Eigentlich reinigt unser Körper die Ohren selbst. Doch eine Überproduktion von Ohrenschmalz kann den Gehörgang vollständig verschließen und die Selbstreinigung behindern. Betroffenen stehen dann unterschiedliche Präparate in der Apotheke zur Verfügung.
Hören wie durch Watte – so nehmen viele Menschen akustische Reize in ihrer Umwelt wahr, wenn Ohrenschmalzpropf den Gehörgang verstopft. Das eingeschränkte Hörvermögen tritt oft auf in Verbindung mit einem unangenehmen Druckgefühl. Bei leichten Verstopfungen können Präparate aus der Apotheke helfen. Die Pharmazeutin Iris Winterhagen stellt in der „Deutschen Apotheker Zeitung“ ausgewählte Medikamente vor. Stellen Sie vor der Anwendung sicher, dass Sie das Präparat auch anwenden dürfen, denn einige Mittel sind in bestimmten Fällen nicht zugelassen, beispielsweise bei bereits beschädigtem Trommelfell, Ohrenentzündungen oder während des Tragens eines Hörgeräts. Treten Ohrenschmerzen oder -sausen, Juckreiz, Schwindel oder Tinnitus hinzu, sollten Sie einen HNO-Arzt aufsuchen. Auch in diesen Fällen kann ein Ohrenschmalzprropf für die Beschwerden ursächlich sein, den der Arzt professionell entfernt.
Finger weg von Wattestäbchen
Viele Menschen reinigen bevorzugt mit Wattestäbchen die Ohren. Doch die Apothekerin Winterhagen schließt sich der Meinung vieler Ärzte an und rät davon ab: Die Stäbchen können das Ohrenschmalz weiter in den Gehörgang schieben, wo es eintrocknet und als harter Propf am Trommelfell Druck ausübt. Außerdem kann eine falsche Bewegung mit dem Stäbchen Verletzungen des Gehörgangs oder Trommelfells hervorrufen.
Ohrentropfen und -lösungen
Zur Entfernung von überschüssigem und erhärtetem Ohrenschmalz stehen Ihnen in der Apotheke verschiedene Ohrentropfen zur Verfügung. Nachdem Sie die Tropfen ins Ohr geträufelt haben, verschließen Sie für die Einwirkzeit der Gehörgang mit etwas Watte. Es ist wichtig, dass Sie sich exakt an die im Beipackzettel genannte Einwirkzeit halten, um Hautreizungen zu vermeiden. Anschließend können Sie den Pfropfen mit körperwarmen Wasser ohne Druck aus dem Gehörgang ausspülen. Einige Hersteller bieten hierfür zu den Ohrentropfen auch eine Ohrenspritze an. Das Präparat Otowaxol® beispielsweise ist allein erhältlich oder als Kombipackung zusätzlich mit einer Ohrenspritze. Cerumenex® ist ein weiteres Mittel, dass die Apothekerin empfiehlt. Beide Präparate erweichen nicht nur den Ohrenschmalz-Propf, sondern können auch generell dazu genutzt werden, den Gehörgang vorbeugend frei zu halten. Für Hörgerät-Träger eignet sich von beiden Mitteln Otowaxol®. Ist Ihr Trommelfell beschädigt oder leiden Sie unter einer Ohrenentzündung, dürfen Sie Cerumenex® Ohrentropfen und Otowaxol®Lösung nicht anwenden.
Ohrensprays als Alternative
Alternativ können Sie auf Ohrensprays zurückgreifen, um übermäßiges oder erhärtetes Ohrenschmalz aufzulösen. Anders als bei den Ohrentropfen spülen Sie die sich sammelnde Flüssigkeit samt Schmutz nicht mit lauwarmen Wasser aus dem Ohr, sondern neigen den Kopf zur Seite – diese fließen dann allein ab. Bei Audispray® handelt es sich um eine Meerwasserlösung. Diese ist für Kinder ab drei Jahren (Audispray®-Junior) erhältlich und für größere Kinder und Erwachsene ab sechs Jahren (Audispray®-Adult). Auch das Präparat AuriPur® wird von Winterhagen empfohlen. Beide Mittel können Sie zudem vorbeugend anwenden. AuriPur® eignet sich zusätzlich zur Reinigung des Gehörgangeingangs und der Schweißfalte der hinteren Ohrmuschelseite. Sprühen Sie hierfür das Spray auf etwas Watte oder ein Baumwolltuch und wischen Sie die Hautareale gut ab. Abtrocknen nicht vergessen.
Hinweis: Von einer Anwendung von Ohrenkerzen sollten Sie absehen, da die Gefahr zu groß ist, sich durch die Flamme zu verletzen.
Quelle: Ines Winterhagen: Ganz Ohr sein. In: Deutsche Apotheker Zeitung, Heft 34, August 2015, Stuttgart: Deutscher Appotheker Verlag, S. 32-35.