Beeinflusst das Verhältnis zwischen Arzt und Patienten den Therapieerfolg? Tatsache ist: gelingt die Kommunikation zwischen Arzt und Patient, verläuft auch die Behandlung erfolgreicher.

Ist das Arztgespräch eine bloße Formalität? Forscher der Universitäten Bonn und Köln widerlegten diese Behauptung. Sie begleiteten über drei  Jahre lang Patienten mit Prostatakrebs. Alle Studienteilnehmer hatten sich am selben Prostata-Zentrum einen Tumor entfernen lassen. „Der Eingriff selbst war ja extern durchgeführt worden. Daher lassen sich systematische Unterschiede nur durch die jeweilige ärztliche Betreuung nach der OP erklären“, erläutert die Studienautorin Prof. Dr. Nicole Ernstmann von der Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Bonn.

Krebspatienten bewerten Arztgespräch

Jedes halbe Jahr beantworteten die Studienteilnehmer Fragen zu ihren aktuellen Beschwerden, ihrer körperlichen Belastbarkeit und psychischen Befindlichkeit. Gleichzeitig beurteilten sie ihre Gespräche mit dem behandelnden Arzt. Allerdings lässt sich ein Arztgespräch schwer objektiv beurteilen „Wir haben daher noch zusätzlich untersucht, ob die Patienten von Urologe A in den drei Jahren nach der Operation häufiger oder seltener Beschwerden entwickelten als die Patienten von Urologe B“, berichtet Prof. Ernstmann.

Arztgespräch beeinflusst Lebensqualität

Bei der Auswertung zeigte sich: Funktionierte der Austausch zwischen Arzt und Patient, klagten die Testpersonen seltener über Einschränkungen der Lebensqualität.  Die Wissenschaftler sehen zwei Gründe für das Phänomen: Ein Arzt, der sich ausführlich mit dem Patienten unterhält und gut über dessen Zustand informiert ist, erkennt gesundheitliche Veränderungen früher. Dadurch kann er rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten. Der Patient wiederum hält sich gewissenhafter an die Therapievorschriften, wenn er sich verstanden fühlt und sich der Aufmerksamkeit des Arztes sicher ist.

Kommunikationsschulungen für Medizinstudenten

„Wenn der Arzt sich Zeit nimmt, auf die Sorgen und Bedürfnisse seines Patienten einzugehen, und ihn bei medizinischen Entscheidungen unterstützt, verbessert das spürbar das Therapieergebnis", meint Prof. Ernstmann. Angesichts des Studienergebnisses fordert die Expertin verpflichtende Kommunikationsschulungen für angehende Ärzte.

Quelle: Rheinische Friedrichs-Wilhelm-Universität Bonn