Depressionen erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Welche Ursachen dafür verantwortlich sind und wie Betroffene einem Herzleiden vorbeugen.
„Kardiovaskuläre Erkrankungen und Depressionen stehen in einer engen Beziehung und treten oft gemeinsam auf“, berichtet Dr. Christa Roth-Sackenheim vom Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDP) mit Sitz in Krefeld. „Depressionen erhöhen zum einen das Risiko für die Entwicklung von koronaren Herzerkrankungen und verschlechtern darüber hinaus die Prognose von Herzpatienten“, ergänzt die Expertin.
Cortisol: Stress fürs Herz
Ursächlich für diesen Zusammenhang ist vermutlich das Hormon Cortisol – körpereigenes Kortison. Es wird in Stresssituationen ausgeschüttet, um kurzfristig die Herz- und Muskelleistung zu erhöhen. Bei Menschen mit Depressionen sind die Cortisol-Spiegel jedoch häufig dauerhaft erhöht, was sich negativ auf den Stoffwechsel und das Kreislaufsystem auswirkt. „Während zu hohe Cortisol-Spiegel Arteriosklerose und damit Herzerkrankungen begünstigen, scheinen zu niedrige Werte entzündliche Prozesse zu fördern, die sich ihrerseits negativ auswirken“, erläutert Dr. Roth-Sackenheim.
Depressionen fördern einen ungesunden Lebensstil
Psychosoziale Belastungen wirken sich über verschiedene Mechanismen auf den Organismus aus. Bekannt ist beispielsweise, dass sich bei vielen depressiven Menschen erhöhte Blutdruckwerte einstellen. Eine häufige Ursache dafür ist die Aktivierung stressregulierender Systeme im Gehirn. „Bluthochdruck ist wiederum ein zentraler Risikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, ergänzt die Psychiaterin und Psychotherapeutin aus Andernach.
„Daneben spielen krankheitsbedingte Beeinträchtigungen auch eine Rolle. Menschen mit Depression tun sich erkrankungsbedingt schwerer, ein gesundes Leben zu führen. Betroffenen bereitet häufig schon die Bewältigung des Alltags Schwierigkeiten, worunter die Umsetzung von gesunden Ernährungsweisen und körperlicher Aktivität leidet. Ungesunde fett- und kohlenhydratreiche Ernährung sowie Bewegungsmangel erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch die Tendenz, sich aufgrund der Erkrankung sozial zurückzuziehen, trägt zu einem ungesunden Lebensstil bei.“ Depressive Menschen rauchen zudem häufiger oder haben Schwierigkeiten, dauerhaft mit dem Rauchen aufzuhören.
Behandlung von Depression um Stressabbau ergänzen
Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Expertin, eine Depressionsbehandlung an Maßnahmen zu koppeln, die das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen verringern. Dazu gehören in erster Linie eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige sportliche Betätigung. Bewegung hat gleich mehrere positive Effekte: Es senkt den Stresslevel, verbessert die Stimmung und sorgt für soziale Kontakte. „Depressive Episoden lassen sich mit modernen Behandlungsmethoden gut behandeln, wodurch die Lebensqualität der Betroffenen entscheidend verbessert werden kann und die Voraussetzungen für einen herzgesunden Lebensstil geschaffen werden können“, ergänzt Dr. Roth-Sackenheim. In vielen Fällen ist eine Kombination aus Medikamenten und Verhaltenstherapie am besten geeignet.
Quelle: BVDP