Pommes, Schokoladentorte oder Chips – das übermäßige Verzehren hochkalorischer Lebensmittel und Getränke trägt dazu bei, dass immer mehr Menschen an Diabetes erkranken. Mit der nationalen Reduktionsstrategie soll sich das ändern. Fachärzten gehen die Vorgaben jedoch nicht weit genug.
Zucker, Salz und gesättigte Fettsäuren sind wesentliche Bestandteile von Lebensmitteln und Getränken. Doch in vielen von ihnen ist ihr Anteil zu hoch, warnen Diabetologen und Vertreter der Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Neben Bewegungsmangel fördert das übermäßige Verzehren hochkalorischer Lebensmittel Adipositas, Diabetes mellitus und deren Folgekrankheiten. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung sei bereits übergewichtig. Die daraus resultierenden Krankheitskosten von mehr als 17 Milliarden Euro pro Jahr belasten außerdem das Gesundheitssystem.
Kritik an der nationalen Reduktionsstrategie
Die Bundesregierung hat bereits einen Plan entworfen, der den Gehalt an Zucker, Salz und gesättigten Fettsäuren in Nahrungsmitteln reduziert. „Der Zielsetzung im Hinblick auf die geplante Reduktion des Salzgehaltes in Lebensmitteln können wir zustimmen (minus 16 Prozent in den nächsten vier Jahren), wir kritisieren aber das Fehlen eines produktbezogenen Zielwertes bei den gesättigten Fettsäuren und eine zu lasche Zielsetzung beim Zuckergehalt (minus mindestens 10 Prozent in fünf Jahren)“, erklärt Ernährungsexperte Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Joost, ehemaliger Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE).
Experten fordern höhere Zielvorgaben
Diese nationale Reduktionsstrategie gänge zwar in die richtige Richtung, sei jedoch als teils freiwillige Richtlinie und ohne gesetzliche Obergrenzen nicht effizient, kommentieren die Experten. Deshalb appellieren sie an die Bundesregierung:
- einen produktbezogenen Zielwert für die Reduktion von gesättigten Fettsäuren anzugeben
- einen höheren Zielwert zur Reduktion von Zucker einzuführen.
Mehr Pflichten für Lebensmittelprodukteure
Außerdem würden Akteure der Lebensmittelindustrie zu wenig in die Verantwortung genommen. Sie nähmen jedoch eine wichtige Schlüsselrolle ein, eine gesunde Ernährungsumwelt zu schaffen. So sei es beispielsweise Aufgabe der Unternehmer, eine gesundheitliche Chancengleichheit herzustellen.
„Eine gesunde Ernährung darf kein Statussymbol für Besserverdienende sein – wir brauchen die Entwicklung gesünderer Produkte für die Breite der Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft kann hier einen entscheidenden Beitrag leisten, indem sie ihre Produktrezepturen verbessert und die Gehalte an gesättigten Fetten, Zucker und Salz in verarbeiteten Lebensmitteln verringert“, verklärt Prof. Dr. med. Thomas Danne, Chefarzt der Kinderklinik auf der Bult in Hannover.
Positionspapier Nationale Reduktionstrategie 2016 von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe