Thrombektomie – so nennt sich eine neue Katheter-gestützte Behandlungsmethode bei Schlaganfall. Die Technik erhöht die Heilungschancen und hat sich bereits bei bestimmten Formen der Erkrankung als Routineverfahren bewährt.

270.000 Deutsche erleiden jährlich einen Schlaganfall. Bislang verstirbt ein Drittel der Betroffenen. Ein Drittel der Überlebenden trägt bleibende Behinderungen davon. Doch diese Bilanz dürfte bald der Vergangenheit angehören. Eine neuartige Behandlungsmethode erhöht die Heilungschancen nach einem Schlaganfall um 50 bis 70 Prozent. „Einen solchen Entwicklungssprung in der Therapie einer Erkrankung erlebt man nur selten“, freut sich Prof. Dr. Martin Bendszus, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Neuroradiologie an der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg. „Quasi von heute auf morgen ist es möglich, Patienten mit schwersten Schlaganfällen mit relativ guten Erfolgschancen zu behandeln.“

Thrombektomie – Katheter statt Blutverdünner

Bei den meisten Schlaganfällen verstopft ein Blutgerinnsel die Gehirngefäße und schneidet die Nervenzellen von der Sauerstoffversorgung ab. Bisher lösten die Ärzte das Gerinnsel medikamentös im Rahmen einer Thrombolyse. Die neue Therapie, Thrombektomie genannt, verfolgt eine andere Strategie. Bei dem Eingriff ziehen die Operateure ein feines Röhrchen, den sogenannten Katheter, über die Leistenarterie in die betroffene Hirnarterie. In dem Katheter befindet sich ein spezielles Drahtgeflecht, mit dem die Spezialisten das Blutgerinnsel aus der Arterie herausziehen.

Härtefällen ohne Zeitdruck behandeln

Eine Thrombolyse hilft nur bis zu viereinhalb Stunden nach dem Schlaganfall. Anders verhält es sich bei der Thrombektomie. „Sind im betroffenen Areal noch ausreichend Nervenzellen intakt, kann auch eine relativ späte Behandlung helfen“, erklärt Prof.. Bendszus. Liegt ein komplizierter Schlaganfall vor, bei dem die großen Hirnarterien verschlossen sind, nehmen Spezialisten die Thrombektomie inzwischen sogar routinemäßig vor.

Katheter verhindern das Platzen/Reißen der Aneurysmen

Hirnblutungen verursachen 15 Prozent der Schlaganfälle. In vielen Fällen kommt es zur Blutung, wenn geschwächte aufgeweitete Gefäßwände, sogenannte Aneurysmen, reißen. Hier hilft eine vorbeugende Katheter-Behandlung. Noch ehe das Aneurysma platzt, schleusen die Ärzte über einen Katheter hauchdünne Platinspiralen in das betroffene Blutgefäß und füllt die  ausgebuchtete Stelle vollständig aus. „Es werden ständig neue, verfeinerte Techniken entwickelt, um das Verfahren noch effektiver und sicherer zu machen“, berichtet Prof. Bendszus.