Menschen mit Depressionen bewegen sich in einer Spirale aus Niedergeschlagenheit, Passivität und Isolation. Oft durchbricht Sport den Teufelskreis. Voraussetzung ist, dass das Trainingsprogramm die Patienten nicht überfordert.
„Für einen Teil depressionskranker Menschen ist es kaum möglich, der Erkrankung aus eigener Kraft entgegenzutreten“, weiß Dr. Christa Roth-Sackenheim vom Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDP). Schuld daran ist unter anderem die lähmende Antriebslosigkeit, unter der die Betroffenen typischerweise leiden. Sie behindert den Alltag, zögert den ersten Arztbesuch hinaus und führt in Passivität und Einsamkeit.
Wie Sport Depressionen lindert
Bei eingeschränkter körperlicher Aktivität verstärken sich die Krankheitssymptome. Sport hingegen strukturiert den Alltag und zwingt die Betroffenen, ihre Isolation zu verlassen. Das wirkt sich positiv auf den Krankheitsverlauf aus. Erfolge zeigen sich schon relativ früh. Wer regelmäßig sportlich aktiv ist, verhindert sogar eine Verschlimmerung und Chronifizierung der Depression. „Das Gefühl, selbst gegen die Erkrankung aktiv sein zu können, kann beflügeln und das Selbstwertgefühl stärken, die Körperwahrnehmung verbessern und von negativen Wahrnehmungen und Empfindungen ablenken“, erklärt Dr. Roth-Sackenheim. Zusätzlich baue Sport Angst und Anspannungen ab und helfe bei der Stressbewältigung, so die Expertin.
Überforderung vermeiden
Wichtig ist ein angemessenes Sportprogramm mit realistischer Zielsetzung. Leistungsdenken und Fitnesswahn sind dagegen fehl am Platze. Im Mittelpunkt steht die Freude an der Bewegung. Wer seine Ziele zu hoch ansetzt, erntet Misserfolge und wird nicht lange ‚am Ball bleiben’. „Auch Menschen, die noch nie Sport getrieben haben, dürften es um einiges schwerer haben, ohne Hilfestellung regelmäßige körperliche Aktivität aufzunehmen“, gibt Dr. Roth-Sackenheim zu bedenken. Besonders dieser Patientenkreis darf sich am Anfang nicht überfordern.
Geeignet für leichte bis mittelschwere Depressionen
Dr. Roth-Sackenheim empfiehlt Sport für Menschen mit leichten bis mittelschweren Depressionen. Sie erklärt: „Sport kann eine ergänzende Möglichkeit im Rahmen von Therapien sein, oder auch eine Alternative für Menschen mit schwachen Depressionen, die nicht sofort eine Behandlung beginnen können oder möchten.“ Halten die Beschwerden länger als zwei Wochen an, rät die Expertin zu einem Besuch bei Arzt oder Psychotherapeut. Denn je später die Diagnose erfolgt, desto langwieriger gestaltet sich die Therapie. Grundsätzlich seien Depressionen sehr gut behandelbar, ermutigt Dr. Roth-Sackenheim. Je nach Krankheitsverlauf und Schweregrad kommen unterschiedliche therapeutische Möglichkeiten zum Einsatz.