Einmassieren, warten, kämmen, ausspülen – die gängigen Entlausungsmethoden sind mühsam und zeitaufwendig. Dagegen hört sich die neue, vom Fraunhofer-Institut entwickelte Methode, an wie Zauberei. Mit Hilfe eines neuartigen Kamms tötet der Anwender Läuse und Nissen ab.
In der Herbst- und Winterzeit grassieren in vielen Schulen und Kindergärten Läuseepidemien. Dass den winzigen Plagegeistern so schwer beizukommen ist, liegt an den aufwändigen Therapiemethoden und der Hartnäckigkeit der Kopfläuse. Die 1 – 4 mm kleinen Insekten grallen sich an den Haaren fest und ernähren sich von Blut und Kopfhaut. Ihre schuppenförmigen Eier heften sie nahe der Kopfhaut an die Haare. Die so genannten Nissen trotzen Wasser, Shampoos und den meisten Schädlingsbekämpfungsmitteln. Eine Woche nach der ersten Behandlung, wenn die Läuse aus den Eiern geschlüpft sind, wird daher ein weiterer Entlausungsvorgang erforderlich. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Schädlingsbekämpfungsmittel für Säuglinge und Kleinkinder ungeeignet sind, ernstzunehmende Nebenwirkungen hervorrufen oder bereits Resistenzen zum Opfer gefallen sind.
Wie die Technologie im Läusekamm wirkt
Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts in Göttingen haben einen batteriebetriebenen Läusekamm entwickelt, der die Parasiten mit Hilfe der Plasma-Technologie bekämpft. „Plasma ist ein Aggregatszustand, der entsteht, wenn einem Gas oder Gasgemisch Energie zugeführt wird“, erklärt Dr. Wolfgang Viöl, Leiter des Anwendungszentrums für Plasma und Photonik am Fraunhofer-Institut Göttingen. Die einzelnen Zinken des Kamms wirken als Elektroden. Werden sie mit Hochspannung beladen, wandern Elektroden zwischen ihnen, die Luft ionisiert sich und ein Plasma entsteht. „Bereits nach einmaligem Durchkämmen sind die Hälfte der flügellosen Insekten tot. Innerhalb eines Tages ist man die Quälgeister los“, versichert Viöl. Da die Hochspannung nur sehr kurz auf den Kamm einwirkt, bleiben Haare und Kopfhaut unversehrt.
Sichere und vielfältig einsetzbare Methode gegen Läuse
Zahlreiche Tests haben die Wirksamkeit und Sicherheit der Methode bewiesen. „Der Plasmakamm wurde bereits in regionalen Kinder- und Jugendarztpraxen vorgestellt und kann wie ein normaler Kamm angewandt werden“, berichtet Dr. Viöl. Vorerst ist geplant, den Kamm in kleiner Stückzahl als Kosmetikprodukt auf den Markt zu bringen. Das Produkt spricht eine breite Zielgruppe an. Asthmatiker und Allergiker profitieren davon, dass die Methode ohne Chemie und Biozide auskommt. Menschen in Entwicklungsländern befreit der Kamm sogar vor den Überträger von Fleckfieber und Fünf-Tage-Fieber. Auch eine Anwendung in der tierärztlichen Praxis ist denkbar. "Passt man die Form und den Abstand der Zinken entsprechend an, lassen sich auch Haustiere mit Ungeziefer behandeln“, so Viöl.