Essstörungen und Magersucht sind kein typisches Mädchenthema mehr. Immer mehr Jungen leiden darunter. Was die Gründe dafür sind und was Eltern präventiv tun können, erklärt die Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK).

Magersucht kommt nicht nur bei Mädc hen vor. Auch Jungen setzen sich immer mehr dem Druck aus, attraktiv zu sein. Laut Robert Koch-Institut haben 13,5 Prozent der männlichen Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren ein auffälliges Ernährungsverhalten. „Es geht weniger um den Abbau von Fett, sondern mehr um den Aufbau von Muskeln und den Wunsch nach einem männlichen Körper. Irgendwann fangen die Jungen an, ihr Essverhalten immer stärker zu kontrollieren. Sie treiben bis zur Erschöpfung Sport, fangen an zu hungern und werden immer dünner“, weiß die Körperpsychotherapeutin und Ernährungsberaterin Renate Wiesler von der SBK. „Essstörungen haben jedoch nie nur eine Ursache. Sie entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren.“

Was sind die ersten Anzeichen einer Essstörung?

„Ein Indiz könnte ein zunehmendes Interesse an der Nahrungszusammensetzung und dem Kaloriengehalt sein“, erklärt die Expertin und ergänzt: „Wenn der Jugendliche häufig sein Gewicht kontrolliert, mit seinem Aussehen unzufrieden ist und eine plötzliche körperliche Hyperaktivität ausbricht, sollten die Eltern wachsam werden.“ Die jungen Männer beschränken sich  oft auf vermeintlich gesunde Lebensmittel wie Fertigsalate oder Wraps und vermeiden die Hauptmahlzeit. Leistungsorientierung und Isolation steigen.

Was können Eltern präventiv tun?

„In der Familie ist es wichtig, dass ein positives Körperbild vorgelebt wird, das unabhängig vom Idealkörper ist. Eltern sollten vorleben, dass sie sich nicht vor allem durch Leistung definieren und sollten dieses auch nicht von ihren Kindern einfordern“, rät Wiesler. Außerdem ist eine gute Esskultur wichtig, mit gemeinsamen Mahlzeiten am Tisch ohne Zwang zum Aufessen. Eine ausgewogene Gesprächskultur, wo jeder seine Meinung äußern darf, trägt zu einem gesunden Heranwachsen der Jugendlichen bei.

Welchen Ausweg gibt es?

Bei Verdacht einer Essstörung ist es ratsam, einen Kinder- oder Jugendarzt aufzusuchen. Er kann untersuchen, ob die Veränderung im Essverhalten körperliche oder psychologische Ursachen hat. Mögliche psychologische Auslöser sind zum Beispiel ein geringes Selbstwertgefühl, Probleme in der Familie, Spannungen im Freundeskreis oder traumatische Erlebnisse. Für Menschen mit Essstörungen gibt es spezielle Beratungsstellen. Sie beraten bei der weiteren Vorgehensweise und Auswahl von Therapiemöglichkeiten und unterstützen bei der Suche nach einem Therapieplatz. Einen Ausweg aus der Magersucht schafft eine Psychotherapie mit einer begleitenden Ernährungsberatung.

Weitere Informationen und Beratungsstellen in Ihrer Nähe finden Sie unter https://www.bzga-essstoerungen.de/.