Müde, schlapp und gereizt – so fühlen sich Patienten, die unter Schlafstörungen leiden. In vielen Fällen gibt es Abhilfe. Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, gibt Tipps für einen erholsamen Schlaf.
Unter Schlafstörungen lei det, wer über einen Zeitraum von circa vier Wochen oder an drei Tagen in der Woche keinen durchgehenden, erholsamen Schlaf findet. Zu wenig Schlaf schwächt das Immunsystem und wirbelt den Stoffwechsel gehörig durcheinander. Denn viele Stoffwechselvorgänge sind an den Tag- und Nachtrhythmus gebunden. Mattheit und Müdigkeit sind die ersten spürbaren Folgen. Alkohol, Nikotin, Coffein oder Drogen stören einen erholsamen Schlaf, ebenso wie Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen oder psychische Belastungen.
Baldrian wirkt zeitverzögert
Wenn es mit dem Einschlafen nicht so klappen will, greifen viele zu Schlafmitteln. Vor allem bei häufiger Anwendung drohen jedoch Nebenwirkungen. Die Apothekerin Funke empfiehlt deshalb Betroffenen mit andauerndem Schlafdefizit als erstes den Rat des Apothekers einzuholen. Dieser hilft bei der Wahl eines beruhigenden natürlichen Mittels. Für leichte pflanzliche Unterstützung und Beruhigung sorgen zum Beispiel Baldrianextrakt, Hopfen und Lavendelöl in Kapseln. Wichtig zu wissen: Die Wirkung der pflanzlichen Präparate tritt immer zeitversetzt ein. So benötigt Baldrian bis zu 14 Tage, um seine Wirkung zu entfalten. Handelt es sich um eine akute Ausnahmesituation, können kurzfristig chemische Stoffe wie H1-Antihistaminika eingesetzt werden. Auch hier sollte der Apotheker vorab überprüfen, ob diese sich mit anderen einzunehmenden Arzneimitteln vertragen. Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn die Schlafstörung auf eine Grunderkrankung zurückzuführen ist, durch ein Arzneimittel hervorgerufen sein könnte oder länger als vier Wochen anhält. Leiden Kinder unter Schlafstörungen, ist immer der Kinderarzt aufzusuchen.
Nächtliches Aufwachen: Aufstehen hilft!
Viele Menschen mit Schlafstörungen leiden darunter, dass sie zwar zunächst gut einschlafen, aber mitten in der Nacht aufwachen und partout nicht mehr in den Schlaf finden. Nachts aufwachen ist völlig normal, berichtet die Landesapothekerkammer Hessen. Wer innerhalb von drei Minuten wieder einschläft, vergisst in der Regel, dass er wach war und hat den Eindruck, durchgeschlafen zu haben. Problematisch wird es erst, wenn man über Stunden wachliegt. Grübeln, Probleme wälzen oder sich über das Wachliegen ärgern, erschweren dann das Einschlafen zusätzlich. In solchen Fällen hilft es oft, aufzustehen, sich abzulenken und dann wieder ins Bett zu gehen.
Mit zunehmendem Lebensalter nimmt das Schlafbedürfnis ab. Daher ist es gerade bei älteren Menschen häufig hilfreich, auf den Nachmittagsschlaf zu verzichten. In bestimmten Fällen können auch Arzneimittel Grund für die Schlafprobleme sein. Medikamente sollten aber niemals auf eigene Faust abgesetzt werden. Am besten äußern Patienten ihre Vermutung bei ihrem behandelnden Arzt oder ihrem Apotheker.
Für ausreichend Entspannung sorgen
Gut bewährt gegen Schlafprobleme hat sich ein gezielter Stressabbau durch moderate sportliche Betätigung, am besten in der ersten Hälfte des Tages. Auch Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Yoga oder Muskelentspannung beruhigen. Manche Betroffenen können ihren Körper am besten herunterfahren, wenn sie vor dem Einschlafen gemütlich lesen. Auf Kaffee, Cola, Alkohol und schweres Essen sollten sie in den Abendstunden verzichten.