An einem Reizdarmsyndrom leiden 15 Prozent der Bevölkerung. Die Beschwerden sind zwar gesundheitlich unbedenklich, beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen jedoch teilweise erheblich. Diese pflanzlichen Mittel lindern die Beschwerden.
Unter einem Reizdarm versteht man eine funktionelle Darmstörung, bei denen keine organischen Ursachen erkennbar sind. Das Syndrom äußert sich durch diffuse Bauchschmerzen, Druckgefühl im Bauchbereich, Völlegefühl und rumorende Darmgeräusche. Darüber hinaus weicht die Häufigkeit der Stuhlentleerungen deutlich von der üblichen ab. Auch die Beschaffenheit des Stuhls variiert.
Organische Ursachen müssen abgeklärt werden
Leiden Betroffene unter Verdauungsbeschwerden, sollten sie ihren Hausarzt aufsuchen. Bevor Fertigarzneimittel pflanzlicher Herkunft (Phytopharmaka) gegen ein Reizdarmsyndrom eingenommen werden, muss der behandelnde Arzt organische Ursachen ausgeschlossen haben. Diagnostiziert der Arzt einen Reizdarm und verordnet eine Therapie, sollten Sie sich zuerst an die schulmedizinischen Anweisungen halten. Phytopharmaka können diese Behandlung nicht ersetzen, aber unterstützen. Kristina Jenett-Siems, Doktorin für Pharmazeutische Biologie, gibt in der „Deutschen Apotheker Zeitung“ Hinweise, wie Betroffene ihre Beschwerden mit pflanzlichen Arzneimitteln lindern.
Flohsamen und Flohschalen
Flohsamen und -schalen sind wirksame und effektive Mittel gegen das Reizdarmsyndrom. Meist sind sie im Handel unter dem Namen Plantago ovata – Indische Flohsamen, lose oder als Fertigarzneimittel erhältlich. Sie enthalten 30 Prozent Schleimstoffe, die sich hauptsächlich in der Samenschale befinden. Dank ihrer Eigenschaft aufzuquellen, wirken sie einerseits abführend und erleichtern so den Stuhlgang. Andererseits binden sie Wasser und beugen so Durchfall vor. Darüber hinaus binden sie giftige Substanzen.
Bei der Anwendung trockener Flohsamen droht ein Darmverschluss. Nehmen Sie die Flohsamen oder -schalen deshalb immer in aufgeschwemmter Form ein. Anschließend spülen Sie mit einem Glas Wasser nach. Die Anwendung ist für Schwangere und Stillende unbedenklich. Kinder unter 12 Jahren sowie Personen mit schwer einstellbarem Diabetes sollten von dieser Behandlung jedoch absehen. Wundern Sie sich nicht, falls am Anfang der Behandlung vermehrt Blähungen auftreten. Beginnen Sie in diesem Fall mit einer niedrigeren Dosis. Die mittlere Tagesdosis beträgt für Indische Flohsamen 12 bis 40 g und für Schalen 4 bis 20 g. Andere Medikamente werden in einem halb- bis einstündigem Abstand eingenommen.
Ein Hinweis für Diabetes-Patienten: Besprechen Sie die Einnahme mit Ihrem Arzt oder Apotheker, da die Insulindosis eventuell angepasst werden muss.
Kümmel- und Pfefferminzöl
Leiden Betroffene vor allem an Schmerzen, Blähungen und Gasabgängen, rät Jenett-Siems pflanzliche Mittel wie Kümmel- oder Pfefferminzöl. Die Monopräparate erhalten Sie in Form von Tropfen oder Kapseln in Ihrer Apotheke. Auch Kombinationspräparate der zwei Heilpflanzen empfiehlt die Pharmazeutische Biologin. Bei einer Einnahme von zweimal einer Kapsel am Tag belegen kleinere Studien die Wirksamkeit solcher Kombinationspräparate. Diese Phytopharmaka können Schwangere und Stillende unbesorgt anwenden. Für Kinder unter 12 Jahren sind sie jedoch nicht geeignet.
Kombinationspräparate mit bitterer Schleifenblume
Eine weitere Möglichkeit zur phytopharmazeutischen Behandlung des Reizdarmsyndroms sind Kombinationspräparate mit der bitteren Schleifenblume. Jenett-Siems empfiehlt vor allem Mittel, die neben dem alkoholischen Frischpflanzenextrakt der bitteren Schleifenblume alkoholische Drogenauszüge von Angelikawurzel, Kamillenblüten, Kümmelfrüchten, Melissenblättern, Mariendistelfrüchten, Pfefferminzblättern, Schöllkraut und Süßholzwurzel enthalten. Die Bestandteile regen die Magenbewegungen an und wirken entzündungshemmend und krampflösend.
Die genaue Dosis variiert mit Art des Präparats. Lassen Sie sich hierzu in Ihrer Apotheke beraten. Aufgrund des Alkoholgehalts sollten sich Stillende und Schwangere bei Ihrem Apotheker nach einer Alternative erkundigen. Aus dem gleichen Grund sollten Eltern die Anwendung bei ihren Kindern vorab mit ihrem Arzt und Apotheker besprechen.
Quelle: Dr. Kristina Jenett-Siems: Mit Phytopharmaka gegen Reizdarm. In: Deutsche ApothekerZeitung, Heft 41, Oktober 2015, S. 34f.