In Grundzügen ist Mobbing schon im Kindergartenalter vorhanden. Welche Verhaltensweisen bei einem Kind auf Mobbing hindeuten und wie Eltern ihrem Kind helfen können, erklären die Experten vom Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland e. V. (BKJPP).
Mobbing ist schon im Kindergartenalter möglich. Dabei findet das Mobbing überwiegend in Situationen statt, in denen keine oder nur wenige Erwachsene zugegen sind, berichtet der BKJPP. So fördern beispielsweise große Kindergruppen, die von wenig Personal beaufsichtigt werden, eher Mobbingsituationen. Ein weiterer begünstigender Umstand ist, wenn das Gemeinschaftsgefühl in einer Gruppe nicht ausgeprägt ist.
Mobbing im Kindergarten erfolgt noch unsystematisch
„Mobbing im Kindergartenalter entsteht ungeplant und oft dann, wenn aggressive Kinder auf wehrlose treffen. In diesem Lebensalter verfolgen die Kinder noch keine langfristigen Ziele, einem anderen Kind zu schaden und es sozial auszugrenzen“, meint der Kinder- und Jugendpsychiater DR. Ingo Spitczok von Brisinski. „Vielmehr sind sie noch nicht dazu in der Lage, die Emotionen von anderen Kindern richtig zu deuten und zu erfassen, wie sich das gemobbte Kind in seiner Opferrolle fühlt. Den Tätern ist gar nicht bewusst, wie sehr ihr Verhalten das Opfer in Bedrängnis bringt.“
Hintergrund von Mobbing ist in vielen Fällen, dass Kinder zu wenig Aufmerksamkeit und Anerkennung von Gleichaltrigen, Erwachsenen oder Eltern verspüren, was dazu führen kann, die Frustration an anderen auszulassen. Haben Kinder damit Erfolg, lernen sie Macht über andere auszuüben und ihre Interessen auch sozial unverträglich durchzusetzen.
Woran erkennen Eltern, dass ihr Kind gemobbt wird?
Wenn ein Kind auf einmal nicht mehr in den Kindergarten oder die Schule gehen will, oft über Bauch- oder Kopfweh klagt oder wenig Kontakt zu Gleichaltrigen hat, können dies Anzeichen dafür sein, dass es gemobbt wird. Auch beschädigte oder verschwundene Sachen des Kindes sowie Schrammen oder Kratzer am Körper sind mögliche Warnsignale.
„Kinder, die gemobbt werden, leiden meist still und werden ängstlich, unsicher oder auch depressiv. Viele reagieren auf eine permanente Erniedrigung frustriert und hilflos, vertrauen sich niemandem an und ziehen sich zurück. Doch es gibt auch Kinder, die mit gesteigerter Aggressivität reagieren“, berichtet Dr. Spitczok von Brisinski. „Dauert das Mobbing über einen längeren Zeitraum an, kann im schlimmsten Fall das Selbstwertgefühl eines Kindes dauerhaft geschädigt werden. In der Folge können sich psychosomatische Beschwerden wie Unkonzentriertheit, Bettnässen oder auch Alpträume und Angstattacken einstellen.“
Bei Mobbing-Verdacht rasch handeln
Haben Eltern den Verdacht, dass ihr Kind gemobbt wird, sollten sie zeitnah aktiv werden, das Gespräch mit dem Kind suchen und dabei geduldig zuhören. „Eltern können ihr Kind ermutigen, von seinen Gefühlen und den Vorkommnissen zu erzählen. Emotionale Unterstützung von den Eltern und eine positive Rückmeldung über die Stärken des Kindes sind dann sehr wichtig, um das Selbstwertgefühl des Kindes zu stärken. Ziel der elterlichen Unterstützung sollte es sein, dem Kind mehr Selbstvertrauen zu vermitteln und es in die Lage zu versetzen, «Nein» zu sagen und sich gegenüber Gleichaltrigen durchzusetzen.“
Daneben sollten Eltern die Erzieher im Kindergarten über die Vorkommnisse und Beobachtungen aufklären. Dadurch werden die Erzieher für das mögliche Problem sensibilisiert und können gegebenenfalls eingreifen.
Im Hinblick auf die Täter ist es nützlich, ihnen zu veranschaulichen, welche Folgen ihre Übergriffe für das Opfer haben. Sie müssen lernen, ihre Bedürfnisse auf sozial verträglichere Art zu befriedigen und auf mobbendes Verhalten zu verzichten. Nicht selten sind die Täter aber auch zuvor Opfer gewesen oder sind es immer noch, so dass auch mit Ihnen an Möglichkeiten zur konstruktiven Steigerung des Selbstwertgefühls gearbeitet werden sollte, empfehlen die Experten des BKJPP.