Bei Durchfall erweisen sich Antibiotika oft als wirkungslos. In einigen Fällen begünstigen sie sogar schwere Darminfektionen. Eine neue Leitlinie gibt Empfehlungen zum sinnvollen Einsatz von Antibiotika bei Magen-Darm-Infekten.

Beim Durchfall kommt es me hrmals täglich zur Entleerung weicher, ungeformter Stühle. Oft treten Symptome wie krampfhafte Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Fieber hinzu. Die Mehrzahl der Fälle geht auf Rota- oder Noroviren zurück und spricht daher nicht auf Antibiotika an. Denn Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, nicht aber gegen Viren. Bei den selteneren, bakteriell bedingten Durchfallerkrankungen ist eine Antibiotikatherapie zwar denkbar, aber umstritten. In ihrer neuen Leitlinie gibt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) konkrete Empfehlungen zum Antibiotikaeinsatz bei Durchfallerkrankungen.

Ausbleibende Wirkung und Darminfektionen nach Antibiotika

Zumeist klingen Durchfälle nach drei bis vier Tagen von selbst ab, gleichgültig ob Antibiotika eingenommen werden oder nicht, erklärt Prof. Dr. med. Stallmach, ein Koordinator der Leitlinie und Direktor am Universitätsklinikum Jena. Bei Durchfallerregern wie Campylobacter, Yersinien, E. coli und EHEC sei keine positive Wirkung auf den Krankheitsverlauf belegt und daher vom Antibiotikagebrauch abzuraten, betont der Experte. Prof. Dr. med. Lohse, ebenfalls Leitlinienkoordinator und Direktor am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, fügt hinzu, dass Antibiotika die natürliche Darmflora zerstören und dadurch die Ausbreitung des gefährlichen Bakteriums Clostridium difficile im Magen-Darm-Trakt begünstigen. Die Folge sind antibiotikabedingte Durchfallerkrankungen, die bei älteren, geschwächten Personen mitunter lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Anstelle von Antibiotika empfehlen die Experten bei leichteren Durchfallerkrankungen verschreibungsfreie Medikamente sowie Elektrolytlösungen zum Ausgleich des Salz- und Wasserverlustes.

Wann die Leitlinie zum Einsatz von Antibiotika rät

In begründeten Einzelfällen befürwortet die Leitlinie durchaus den Gebrauch von Antibiotika. Dies gilt vor allem für Infektionen mit Shigellen, die einen blutigen Durchfall mit krampfartigen Schmerzen hervorrufen. Auch bei Salmonellen, bestimmten Formen des Reisedurchfalls und wenn sich Bakterien im Blut nachweisen lassen, empfehlen die Experten der DGVS Antibiotika. Generell ist ein Arztbesuch angezeigt, sobald der Durchfall länger als drei Tage anhält, die Körpertemperatur auf über 38,5°C steigt oder sich Blut im Stuhl findet.

Die Leitlinie ist auf der Internetseite www.dgvs.de kostenfrei einsehbar. Sie enthält zusätzlich Informationen zu Morbus Whipple, einer seltenen Darminfektion, die zu Gelenkbeschwerden und langfristiger Gewichtsabnahme führt.