Zur Behandlung eines Schlaganfalls nutzen die Ärzte unter anderem die Lyse-Therapie. In seiner aktuellen Studie beweist ein internationales Forscherteam, dass sich die Methode für alle Altersklassen eignet, sofern sie innerhalb der ersten 4,5 Stunden durchgeführt wird. Die Autoren der Studie nennen sich „Stroke Thrombolysis Trialists’ Collaborative Group“ und arbeiten unter Professor Dr. med. Dr. h.c. Dipl. Psych. Werner Hacke von der Universität Heidelberg.
Wenn dem Gehirn die Sauerstoffversorgung gekappt wird
Beim Schlaganfall versiegt plötzlich der Blutfluss zu bestimmten Gehirnarealen und die empfindlichen Nervenzellen im betroffenen Gebiet erhalten nicht mehr genügend Sauerstoff. Sterben sie ab, drohen Ausfallerscheinungen wie Lähmungen, Sprach- und Bewusstseinsstörungen. In fünfundachtzig Prozent der Fälle unterbrechen Gerinnsel die Blutversorgung des Gehirns. Bei der Lyse-Therapie zerstört der Arzt das Blutgerinnsel mit Hilfe des Enzyms Alteplase. Bereits vor 20 Jahren hat eine Studie die Wirksamkeit der Therapie bewiesen. Allerdings kommt die Methode nur in zehn Prozent der Fälle zum Einsatz. „Dies liegt vor allem daran, dass nur etwa 30 – 40 Prozent der Schlaganfallpatienten rechtzeitig die Klinik erreichen,“ erklärt der Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.
Zeit ist ein wichtiger Faktor
Wie die Studie der „Stroke Thrombolysis Trialists`Colllaborative Group“ beweist, wirkt die Lyse-Therapie nur zu einem frühen Zeitpunkt. Die Forscher haben die Daten von insgesamt 6756 Studienteilnehmern ausgewertet. Dabei kamen sie zu folgendem Ergebnis: Innerhalb der ersten ein bis drei Stunden erhöht eine Lyse-Therapie die Chance, den Schlaganfall ohne schwere Behinderungen zu überleben, um fünfundsiebzig Prozent. Erfolgt die Lyse-Therapie innerhalb von drei bis 4,5 Stunden nach dem Schlaganfall, beträgt der Vorteil noch neunundzwanzig Prozent. Zu einem späteren Zeitpunkt bleibt die Lyse eine Einzelfallentscheidung. „Unsere Ergebnisse bestätigen den Effekt der Lyse im Zeitfenster von 4,5 Stunden“, fasst Professor Hacke das Studienergebnis zusammen.
Vorteile für alle Altersgruppen
Ein weiterer Grund, warum die Lyse-Therapie trotz offensichtlicher Vorteile nur selten angewandt wird, ist die Sorge vor Komplikationen. Insbesondere bei über 80-Jährigen galt die Methode bisher als umstritten. Die Studienautoren widersprechen dieser These. Sie haben die Daten von 1729 Über-80-Jährigen ausgewertet und sind zum gegenteiligen Schluss gekommen. „Die Erfolgsrate der Lyse-Therapie war bei Hochbetagten keineswegs schlechter, die Ergebnisse waren sogar tendenziell besser“, berichtet Dr. med. Joachim Röther, Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und Chefarzt einer Neurologischen Klinik in Altona.