Jedes Jahr sterben in Deutschland 100 bis 200 Babys an einem Schütteltrauma, rund 400 weitere tragen schwere Hirnschäden davon. Wer sein Kind schüttelt, bringt es in Lebensgefahr, warnt die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH).

Schon wenige Sekunden genügen

Wenn Babys häufig und lang andauernd schreien, sind Eltern zeitweise mit den Nerven am Ende. Helfen Füttern, Beruhigen und Herumtragen nichts, kann es passieren, dass sie ihr Kind schütteln, um es zu beruhigen. Doch bereits wenige Sekunden des Schüttelns genügen, um den Nachwuchs lebensgefährlich zu verletzen. Die Muskeln des Säuglings sind noch nicht stark genug, um den schweren Kopf zu halten. Schütteln Eltern das Kind, prallt das Gehirn von innen gegen die Schädelwand. „Es kommt zu massiven Hirngewebsverletzungen und Einblutungen, die das Gehirn dauerhaft schädigen oder auch zum Tod führen können“, erläutert Guido Fitze, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Dresden.

Frühzeitige Aufklärung

Viele Eltern sind sich der Gefahr für ihren Nachwuchs nicht bewusst. Deshalb fordert der Experte eine frühzeitige Aufklärung. Ärzte seien außerdem dazu aufgerufen, vermeintliche Unfälle auf Kindesmisshandlung zu untersuchen. „Da diese Form der Kindesmisshandlung weder mit blauen Flecken noch mit anderen sichtbaren Verletzungen einhergeht, können leichtere Formen dieser Verletzung auch unerkannt bleiben“, erklärt Fitze. „Im Verdachtsfall können wir jedoch mit moderner Diagnostik von Ultraschall, MRT oder anderen spezifischen Untersuchungen die Folgen des Schüttelns genau von anderen Verletzungen unterscheiden“, so der Experte. Gestressten und überforderten Eltern empfiehlt er spezielle Hilfsangebote , die bei dem Umgang mit Schreikindern unterstützen.