Viele Diabetespatienten spritzen sich mehrmals täglich Insulin, fast 90 Prozent nutzen dafür einen Pen. Wie gut das Medikament wirkt, hängt unter anderem von der Injektionstechnik und -stelle ab. Was zu beachten ist, erklären Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) .
Nicht in Fettbeulen spritzen
Vor der Injektion stellen Sie zunächst sicher, dass es sich um das richtige Insulin handelt. Suchen Sie anschließend die gewünschte Einstichstelle mit bloßem Auge auf Hautveränderungen ab. „Die Haut sollte sauber sein, nicht entzündet oder gerötet“, erläutert Professor Dr. med. Andreas Frische, Mediensprecher der DDG. Kurzwirksames Insulin, das man zu Mahlzeiten spritzt, verabreichen Sie am besten in den Bauch. Langwirksame Humaninsuline applizieren Sie besser in die Außenseite des Oberschenkels oder ins Gesäß. Trübe Insuline – sogenannte NPH- und Mischinsuline – müssen Sie vor dem Verabreichen zwanzigmal sanft hin und her schwenken, damit sich der Wirkstoff gut verteilt.
Stechen Sie nicht in Narben oder Muttermale, auch nicht in sogenannte Lipohypertrophien. „Dabei handelt es sich um beulenartige Verdickungen, um Ansammlungen von Fettzellen, die man ertasten kann“, erklärt Fritsche. Knapp die Hälfte aller insulinspritzenden Menschen mit Diabetes weisen Lipohypertrophien auf. In diesen Lipohypertrophien schmerzt das Stechen weniger – weshalb Betroffene solche Stellen gerne für die Injektion auswählen. „Das Insulin kann dort aber nicht mehr richtig wirken“, warnt Fritsche. Mit der Folge, dass die Patienten sich immer höhere Dosen spritzen müssen.
Zehn Sekunden Wartezeit
Um die Injektion zu beginnen, bilden Sie mit Daumen und Zeigefinger an der Einstichstelle eine Hautfalte. „Idealerweise befördert man die Nadel senkrecht ins Unterhautfettgewebe, im 90-Grad-Winkel zur Einstichstelle“, weiß Siegel. Injizieren Sie das Insulin langsam und gleichmäßig. Lassen Sie nach der Injektion die Nadel noch etwa zehn Sekunden in der Haut, damit nichts zurückfließt. Zum Schluss die Nadel wieder im 90-Grad-Winkel herausziehen und die Haltfalte anschließend loslassen. „Ist an der Injektionsstelle genügend Unterhautfettgewebe vorhanden, um eine Injektion in den Muskel ausschließen zu können, kann auch bedenkenlos ohne die Bildung einer Hautfalte injiziert werden“, erläutert Siegel.
Injektionszeitpunkt notieren
„Damit die Haut sich nicht entzündet, sollte man die Einstichstelle innerhalb dieser Partien regelmäßig wechseln“, rät Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der DDG. „Besonders wichtig: Notieren Sie sich den Zeitpunkt der Injektion“. Immer wieder kommt es vor, dass Patienten davon ausgehen, sie hätten Insulin gespritzt – haben es aber gar nicht. „In Wirklichkeit erinnern sie sich an die Injektion von vorgestern“, vermutet Siegel.
Wer den Eindruck gewinnt, das Insulin verliere seine Wirkung, sollte Hausarzt, Diabetologen oder Diabetesberater aufsuchen. „Diese Experten können die Haut untersuchen und wertvolle Tipps sowie Hinweise rund ums richtige Insulinspritzen geben“, erklärt Elisabeth Schnellbächer, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD). „Das so aufgefrischte Wissen sollte idealerweise immer auch gleich angewandt und vorgeführt werden.“