Medikamente, Putzmittel oder Alkohol – bunte Flaschen und Döschen ziehen Kleinkinder magisch an. Wie Eltern ihre Kinder vor Vergiftungen schützen, erklären die nordrheinischen Kinder- und Jugendärzte.

Haushaltsmittel sicher lagern

Landesweit vergiften sich jedes Jahr rund 19.000 Kinder. Mit wenig Aufwand lässt sich die Wahrscheinlichkeit eines Vergiftungsunfalles im eigenen Haushalt jedoch reduzieren. Dr. Hermann Josef Kahl, Sprecher der nordrheinischen Kinder- und Jugendärzte rät:

  • Bewahren Sie Medikamente in einem abschließbaren Schrank auf.

  • Lagern Sie Putzmittel, Pflanzenschutzmittel und Produkte für Hobby und Garten außerhalb der Reichweite von Kindern.

  • Füllen Sie niemals Haushaltsmittel, Chemikalien oder andere Gifte in Limo-, Saftflaschen oder ähnliches um.

Giftnotruf rund um die Uhr erreichbar

Hat das Kind sich trotz aller Vorsichtmaßnahmen vergiftet, ist schnelles Handeln gefragt. Rufen Sie als erstes in der Giftzentrale an. Telefonnummern finden Sie auf der Seite Giftnotruf bei apotheken.de. Dorthin gelangen Sie über den unten aufgeführten Link. Die Giftzentralen sind 24 Stunden am Tag von Ärzten besetzt. Am Telefon erfahren Sie, wie Sie sich im Vergiftungsfall verhalten sollten. Nennen Sie dem Experten am Telefon das Alter Ihres Kindes und den Namen sowie Menge des Giftes. Je mehr Informationen der Experte erhält, desto schneller kann er Ihnen Ratschläge geben. Ist das Kind bewusstlos, rufen Sie unverzüglich den Notarzt. Nehmen Sie die giftige Substanz oder deren Verpackung ins Krankenhaus mit.

Kinder nicht zum Würgen bringen

Nach Rücksprache mit Ihrem Arzt oder der Giftnotrufzentrale können Sie folgendes tun: „Lassen Sie Ihr Kind Wasser, Tee oder Saft in kleinen Schlucken und Mengen trinken. Vor allem bei Säuren- und Laugenvergiftungen sollte dies so schnell wie möglich erfolgen“, empfiehlt Dr. Kahl.

Abzuraten ist folgendes: Geben Sie Ihrem Kind keine Milch! In vielen Fällen beschleunigt die Milch die Aufnahme des Giftes im Darm. Lösen Sie auf KEINEN Fall Erbrechen bei Ihrem Kind aus! Dadurch passiert das Gift ein zweites Mal die Speiseröhre und kann dort zu bleibenden Schäden führen.

Geraten Haushaltsmittel in die Augen, rät Dr. Kahl: „Besonders bei Verätzungen durch Säuren, Laugen und Kalk Augen sofort mindestens zehn Minuten unter fließendem kalten Wasser spülen, um noch vorhandene Säure- bzw. Laugenreste so schnell wie möglich zu verdünnen und auszuspülen. Augenlider dabei gut offen halten.“ Bei Hautkontakt entfernen Sie sofort die benetzte Kleidung und spülen Sie die betroffenen Hautpartien ausgiebig mit fließendem Wasser ab.