Vorsorgeuntersuchungen für Kinder helfen Entwicklungsstörungen zu erkennen und frühzeitig eine Therapie einzuleiten. Einige sind freiwillig. Das Projekt „Theater auf Rezept“ schafft Anreize diese wahrzunehmen – auf originelle Weise.
Vorsorge m al anders: Theater für die Sinne
2009 startete in Düsseldorf das Projekt „Theater auf Rezept“. Teilnehmende Kinder- und Jugendärzte verteilen bei den Vorsorgeuntersuchungen U10, U11 und J1 je einen 2-Personen-Gutschein für eine Theateraufführung. Die Aktion wird durch die Stiftung „Kind und Jugend“ des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) fortlaufend auf andere Städte erweitert. Inzwischen nehmen Kinder- und Jugendtheater aus zwölf verschiedenen deutschen Städten daran teil. Das Projekt ist ein Erfolg: Alleine in Berlin haben in den letzten drei Jahren über 40.000 Kinder und Jugendliche im Rahmen des Projekts Theateraufführungen besucht.
„Viele Kinder haben durch ‚Theater auf Rezept‘ überhaupt zum ersten Mal in ihrem Leben eine Theateraufführung erlebt. Darüber freuen wir uns sehr. Denn kaum etwas regt intellektuelle Fähigkeiten und alle Sinne gleichermaßen intensiv an wie ein Theaterbesuch“, erläutert Dr. Hermann Josef Kahl, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin.
Zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen
Ob die Entwicklung eines Kindes normal verläuft, kann nur ein erfahrener Kinder- und Jugendarzt beurteilen. Dazu gibt es die Vorsorgeuntersuchungen in verschiedenen Altersstufen des Kindes. Die U1-U9 im Kindesalter sowie die J1 im Jugendalter sind kostenlos. Zusätzlich bieten Ärzte drei Vorsorgeuntersuchungen an, die nur von einem Teil der Krankenkassen auf freiwilliger Basis erstattet werden. Dazu zählen die U10, die U11 und die J2. Die ersten schließen die zeitliche Lücke zwischen den gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen und ermöglichen es, in diesem Zeitrahmen neu aufgetretene Erkrankungen und Entwicklungsstörungen zu erkennen. Die J2 bietet eine Abschlussuntersuchungen im fortgeschrittenen Jugendalter.
Anreiz zur Vorsorge
„Gerade im Kindes- und Jugendalter ist es besonders wichtig, auch ein Augenmerk auf die Förderung geistiger und seelischer Gesundheit zu legen. Kulturelle Erlebnisse, wie beispielsweise Theaterbesuche, können dazu einen wesentlichen Beitrag leisten“, betont Kathrin Spindler, Familienexpertin bei der Betriebskrankenkasse SBK, die das Projekt sponsert. Die Expertin ergänzt: „Durch das Verschenken der Theaterkarten in den Praxen wird außerdem ein Anreiz geschaffen, Vorsorgeuntersuchungen überhaupt wahr zu nehmen“.