Pflanzliche Arzneimittel sind beliebte Präparate, um den verschiedenen Beschwerden während der Wechseljahre zu begegnen. Ein Überblick.
Zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr lässt die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone sukzessiv nach, bis sie s chließlich ganz verebbt. Diese biologische Phase der Frau wird als Wechseljahre (Klimakterium) bezeichnet. Durch die Umstellung im Hormonhaushalt leiden Frauen an unterschiedlichen Beschwerden: Neben Hitzewallungen und Schweißausbrüchen werden sie von Herzrasen, Schwindelgefühlen sowie von Trock enheit und Jucken im Scheidenbereich geplagt. Zu den physischen Veränderungen treten Beschwerden psychischer Natur. Einige Frauen klagen über depressive Verstimmungen, Reizbarkeit, Nervosität und Schlaflosigkeit. Die Beschwerden fallen in ihrer Intensität individuell aus, wobei sie nur bei einem Drittel der Frauen behandlungsbedürftig sind. Sobald sie jedoch die Lebensqualität deutlich einschränken, sollten Sie Ihren Arzt konsultieren, um die Beschwerden schulmedizinisch zu behandeln.
Generell bietet die pflanzliche Naturheilkunde eine Auswahl an Präparaten, um leichte Beschwerden zu lindern und die konventionelle Therapie zu begleiten. Aufgrund mangelnder Datenlage konnte in wissenschaftlichen Studien bisher allerdings die Wirkung, Effektivität und somit mögliche Risiken einiger pflanzlichen Substanzen für Wechseljahrebeschwerden nicht ausreichend geklärt werden.
Die Apothekerin Jutta Sievers stellt in der ptaHeute pflanzliche Arzneimittel zur Behandlung von klimakterischen Beschwerden vor und informiert über deren Anwendung. Über diese als auch über die Dosierung, mögliche Nebenwirkungen und Interferenzen mit parallel eingenommenen Arzneimitteln sollten sich Frauen bei Ihrem Arzt oder Apotheker unbedingt im Vorfeld beraten lassen.
Ein Altbekanntes Mittel – die Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa rhizoma)
Diverse pharmakologische Studien belegen die positive Wirkung des Extrakts der Traubensilberkerze: Dieses soll sich günstig auf die Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen sowie Ein- und Durchschlafstörungen auswirken. Die Wirkung des Extrakts entwickelt sich in den ersten zwölf Wochen und bleibt danach konstant. Während sich die klimakterischen Beschwerden insgesamt um die Hälfte reduzieren, gehen die Hitzewallungen um 80 Prozent zurück. Des Weiteren wird der Traubensilberkerze eine regulierende Wirkung auf den Knochenstoffwechsel zugesprochen, sodass deren Extrakt insbesondere für Osteoporose-gefährdete Frauen vorteilhaft sein soll. Denn der Mangel der Geschlechtshormone beschleunigt den Abbau von Knochengewebe.
Als seltene Nebenwirkungen nennt die Expertin Magen-Darm-Störungen, Hautreaktionen und Leberschädigungen. Falls Sie Hormone einnehmen und Ihre Regelblutung wieder eintritt, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Aufgrund der unklaren Studienlage sollten Frauen mit Östrogen-abhängigem Tumor Cimicifuga-Extrakte nur auf ärztliche Anweisung hin einnehmen.
Pflanzliche Arzneimittel gegen psychische Beschwerden
Einige Cimicifuga-Präparate enthalten zusätzlich Johanniskraut-Extrakte und werden in der Regel an Frauen verschrieben, bei denen depressive Verstimmungen sowie psychovegetative Störungen im Vordergrund der Beschwerden stehen. Generell haben sich Monopräparate von Johanniskraut-Extrakten bei der Linderung von leichten depressiven Verstimmungen, Nervosität und Angst bewährt. Von daher bieten diese bei psychischen Beschwerden, die im Zuge der Wechseljahre auftreten, eine gute Möglichkeit, diesen entgegenzuwirken.
Die Wirkungen des Rhapontikrhabarbers
Sowohl gegen die psychischen als auch gegen die neurovegetativen Beschwerden bietet der Spezialextrakt aus dem Sibirischen Rhabarber, dem Rhapontikrhabarber, eine gute Behandlungsalternative. Je nach Zielort des Wirkstoffs wirkt er sich positiv auf das Brust- und Gebärmuttergewebe oder auf das Herz-Kreislauf- und Knochensystem aus.
Pflanzliche „Geschlechtshormone“: Phytoestrogene
Um starke klimakterische Beschwerden zu lindern, griffen einige Frauen vor etwa zehn Jahren auf die Hormonersatztherapie zurück: Die Gabe von Geschlechtshormonen sollte den natürlich eintretenden Mangel an Hormonen ausgleichen. Da die alleinige Verabreichung von Östrogenen allerdings die Entwicklung von Gebärmutterkrebs fördert, wurden die Präparate zusätzlich mit Gestagenen angereichert. Nur für Frauen, denen die Gebärmutter entfernt wurde, galten Monopräparate mit Östrogen als unbedenklich. Vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Studien sind jedoch seit etwa 2002 erhebliche Nebenwirkungen der Hormonersatztherapie bekannt: So erhöhen sie deutlich das Risiko, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken oder an einer Lungenkrebserkrankung zu sterben. Des Weiteren führen sie zu einer Reihe von weiteren gesundheitlichen Risiken.
Neben den synthetisch hergestellten Geschlechtshormonen gibt es pflanzliche Geschlechtshormone: Aufgrund der Östrogen-ähnlichen Molekül-Struktur wirken sie wie Östrogene: Sie werden als Phythoestrogene bezeichnet. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Arzneimittel, sondern um sekundäre Pflanzenstoffe, die vor allem in Soja, Hülsenfrüchten oder Vollkorngetreide vorkommen. Sie werden auf dem Markt wie Nahrungsergänzungsmittel gehandelt. Die Phythoestrogene lassen sich in unterschiedliche Gruppen mit verschiedenen Einzelwirkstoffen gliedern. Deren Wirkungsweise ist bisher jedoch noch nicht abschließend geklärt. Auch eventuelle Risiken für Brustkrebserkrankungen sind noch unklar. Sprechen Sie deswegen vor der Einnahme mit Ihrem Arzt oder Apotheker.
Aus dem Rotklee-Extrakt gewonnene Isoflavone
Das apothekenpflichtige Menoflavon enthält unter anderem Isoflavone, eines der bekanntesten Phytoesterogene. Es wird aus Rotklee extrahiert und soll sich positiv auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Frauen auswirken, die sich vor, in und nach der Menopause befinden. Als Dosierung gibt die Apothekerin Sievers eine Tablette täglich an.
Aus Soja gewonnene Isoflavone
Neben Rotklee enthält das Nahrungsergänzungsmittel Soja verschiedene Isoflavone. Dessen schützende Wirkung für das Herz-Kreislauf- und Knochensystem ist klinisch bewiesen. Inwiefern es an der Entstehung von Brustkrebs beteiligt ist, wird noch untersucht. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Verdauungsbeschwerden und allergische Reaktionen.
Quelle: Jutta Sievers: Gut durch die Jahre: Gynäkologie aus der Natur. PTAheute, Heft 22, November 2014, S. 20-24.