Musik hören, Chatten, Hausaufgaben machen – Jugendliche betreiben oft Multitasking. Ihr Arbeitsgedächtnis ist dadurch beeinträchtigt. Regelmäßige Achtsamkeitsmeditationen verbessern die Gedächtnisleistung der Heranwachsenden.
Das Arbeitsgedächtnis ist bei kognitiven Aufgaben beteiligt, so bei der Denkfähigkeit, mathematischen Problemlösung und beim Leseverständnis. Außerdem speichert es kurzfristig Informationen, beispielsweise behält es solange den Anfang eines Satzes, bis der Sprecher diesen beendet hat. Bewältigen Heranwachsende mehrere Tätigkeiten auf einmal, verringert sich die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses für die einzelnen Aufgaben. Eine amerikanische Studie belegt, dass regelmäßige Achtsamkeitsmeditationen die Kapazität von Jugendlichen verbessern.
Studie zur Gedächtnisleistung bei Jugendlichen
Forscher aus dem Südwesten der USA untersuchten 198 Schüler der Mittelstufe von öffentlichen Schulen. Die Heranwachsenden nahmen entweder an Achtsamkeitsmeditationen oder an Hatha-Yoga teil. Die dritte Gruppe befand sich lediglich auf der Warteliste. Die Teilnehmer waren überwiegend weiblich und im Alter von 12 bis 15 Jahren. Sie stammten aus Familien mit meist niedrigem Einkommen.
Einen Monat lang führten die Schüler zweimal wöchentlich die Achtsamkeitsmeditationen oder Hatha-Yoga-Übungen durch. Zwei geschulte Achtsamkeitstrainer leiteten die erste Gruppe bei den Achtsamkeitsmeditationen an und vermittelten Atemtechniken. Zusätzlich diskutierten sie mit den Jugendlichen Sitzhaltung, Atmung und den Umgang mit abschweifenden Gedanken. Darüber hinaus sollten die Teilnehmer täglich 15 bis 30 Minuten Übungen zu Hause durchführen, wobei ihnen entsprechende CDs Anleitungen boten. Die Yoga-Gruppe wurde von ausgebildeten Instruktoren ähnlich strukturiert geleitet. Neben Atmung und Diskussionen lag der dritte Schwerpunkt auf den Yoga-Übungen. Auch die Yoga-Gruppe sollte entsprechende Übungen zu Hause durchführen.
Achtsamkeitsmeditationen verbessern Kapazität des Arbeitsgedächtnisses
Nach vier Wochen stellten die Forscher fest, dass sich das Arbeitsgedächtnis der Achtsamkeitsmeditationsgruppe verbessert hat. Die Experten vermuten, dass die Meditationen als Kontrast zum Multitasking-Verhalten der Jugendlichen als eine Art Zentrierung wirken.
Zusätzlich bewirken sie neurologische Veränderungen. „Theoretische und experimentelle Untersuchungen zeigen, dass Achtsamkeitsmeditation mit Veränderungen in der Nervenbahnen verbunden ist, und das kann besonders effektiv bei der Förderung der exekutiven Funktionen sein“, erläutert Dr. Kristen E. Jastrowski Mano vom Fachbereich Psychologie an der Universität von Cincinnati. Bei den exekutiven Funktionen handelt es sich um Fähigkeiten, die das menschliche Denken und Handeln steuern. „Die Praxis der Meditation ist eng mit der Funktion des Arbeitsgedächtnisses verbunden,“ führt Dr. Jastrowski weiter aus. Das Ergebnis stimme mit Forschungsarbeiten zu Erwachsenen überein.
Einen weiteren Nutzen in den Meditationsübungen sehen die Experten in der Beziehung der Jugendlichen zu ihren Meditationslehrern. Heranwachsende, die in chaotischen Familienverhältnissen leben, erhalten nicht immer viel Aufmerksamkeit. Die Meditationslehrer zeigten diesbezüglich oft Mitgefühl und Respekt.
Yoga und Achtsamkeitdsmeditationen verringern Stress und Angst
In der Yoga-Gruppe und bei den Teilnehmern auf der Warteliste hingegen zeigte sich keine Veränderung der Gedächtnisleistung. Jedoch verringern Hatha-Yoga und Achtsamkeitsmeditationen die Wahrnehmung von Angst und Stress der Jugendlichen.
„Aber es ist mehr Forschungsarbeit erforderlich, um herauszufinden, welche Jugendliche am meisten von Achtsamkeitsmeditation profitieren, und in welcher Weise“, schließt Jastrowski Mano.
Die englischsprachige Studie finden Sie auf der Seite des Journal of Adolescent Health.