Kribbeln oder Taubheit in den Fingern können auf ein Karpaltunnel-Syndrom hinweisen. Was es damit auf sich hat und wie die Ursache eindeutig geklärt wird, erklärt der Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN).
Das Karpaltunnel-Syndrom (KTS) wird durch eine Kompression des Medianus-Nervs am Handgelenk verursacht. „Häufig setzen Taubheitsgefühle und Kribbeln zunächst an den Kuppen der ersten drei Finger einer Hand ein – also dem Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Mit der Zeit kommen leichte Schmerzen hinzu, die insbesondere nachts oder nach intensiver Handarbeit auftreten. Betroffene neigen dann oft instinktiv dazu, die Beschwerden durch Schütteln der Hand lösen zu wollen“, berichtet Dr. Curt Beil vom BDN. Auch eine Muskelschwäche der Hand mit Steifheit der Finger ist ein mögliches Symptom.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung entwickeln sich ausgeprägte Schmerzen, die von der Hand in den Unterarm bis in die Schulter- und Nackengegend ziehen. Besteht das Karpaltunnel-Syndrom über mehrere Jahre, können die betroffenen Finger taub werden. „Mit dem Fortschreiten der Erkrankung bildet sich die Daumenballen-Muskulatur sichtbar zurück und die Greifkraft des Daumens lässt deutlich nach. Auch die Schmerzen können nachlassen, was jedoch auf eine starke Schädigung der Nervenfasern hinweisen kann“, warnt der Neurologe aus Köln.
Im Frühstadium gut heilbar
„Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt, stehen die Chancen auf Heilung ohne Folgeschäden sehr gut. Daher ist es wichtig und ratsam, dass Betroffene bei beginnenden Beschwerden einen Neurologen aufsuchen.“ Die Diagnose ist in den meisten Fällen gut zu stellen, da die Symptome oft typisch sind. Ausgeschlossen werden muss, dass die Beschwerden von einer Schädigung der Halswirbelsäule ausgehen. Eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, die ein Neurologe vornehmen kann, gibt Aufschluss über das Ausmaß der Schädigung. „Im Frühstadium kann eine Ruhigstellung des Handgelenks mit Hilfe einer Schiene ausreichend sein. Gegebenenfalls kann zusätzlich eine entzündungshemmende und schmerzstillende Behandlung durchgeführt werden“, ergänzt der Neurologe. Auch die Einnahme von Kortison bringt in manchen Fällen gute Erfolge. Bleiben die Beschwerden weiterhin über Wochen bestehen, kann eine Operation erwogen werden.
Karpaltunnel-Syndrom vorbeugen
Menschen, die viel am Computer arbeiten und Sportler mit einseitigen Bewegungsabläufen sind besonders gefährdet, ein Karpaltunnel-Syndrom zu entwickeln. Sie können der Erkrankung durch Pausen, Meiden von Fehlbelastung und Handgelenkschoner vorbeugen. Bei der Computerarbeit ist eine ergonomisch geformte Tastatur ratsam sowie die Nutzung einer Maus, deren Maße zur Größe der Hand passen und die flüssig zu bewegen ist. Vorteilhaft sind zudem regelmäßige Übungen, welche die Handgelenke kräftigen und lockern – beispielsweise die Hand zur Faust ballen, Fingerspreizen und Ausschütteln.