Ob Arznei, harmloses Genussmittel oder Einstiegsdroge – bei Cannabis scheiden sich die Geister. Lungenärzte erweitern die Debatte um einen wichtigen Aspekt. Sie warnen vor schädlichen Folgen auf die Lunge wie Bronchitis, Atemnot und Lungenkrebs.
Die Hanfpflanze, auch Cannabis genannt, erfreut sich wachsender Beliebheit. 600.000 Deutsche konsumierten im Jahr 2014 regelmäßig Cannabis. Das entspricht 1,6 Prozent der Bevölkerung und ist achtmal mehr als noch im Jahr 2011. Von den 12- bis 17-jährigen kamen sogar 6,4 Prozent mit Cannabis in Berührung. 2011 waren es noch 2,8 Prozent. Deutsche Lungenärzte sehen diese Entwicklung mit Besorgnis.
Gesundheitschädliche Effekte werden verharmlost
Es sei fatal, dass Befürworter die gesundheitsschädlichen Effekte verharmlosen und wissenschaftlich nicht ausreichend begründete Fakten über die heilsame Wirkung der Droge verbreiten, meint Prof. Dr. med. Berthold Jany, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP).
Wie Cannabis die Lunge schädigt
„Es ist gesichert, dass der inhalative Konsum von Cannabis gleichermaßen wie das Tabakrauchen zu einer chronischen Bronchitis führen kann“, berichtet Prof. Dr. med. Michael Kreuter von der Thoraxklinik des Universitätsklinikums Heidelberg. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, gehen immer mehr Lungenbläschen zu Grunde und die Lunge nimmt zu wenig Sauerstoff auf. Die Folge sind eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) mit Lungenemphysem und zunehmende Atemnot. Die krebserregenden Bestandteile des Cannabis erhöhen wiederum das Risiko für Lungenkrebs. Außerdem neigen die vom Cannabiskonsum gereizten Atemwege zu Infekten.
Die meisten Joints enthalten Nikotin
Joints inhaliert man länger und tiefer als Zigaretten. Das macht den Cannabis noch gefährlicher. Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten Cannabis-Konsumenten Raucher sind und viele Joints Tabak enthalten. Entsprechend summiert sich der lungenschädigende Effekt der beiden Stoffe. Zugleich fällt es Wissenschaftlern schwer, die Wirkung von reinem Cannabis zu bestimmen, weil der Konsum von Cannabis- und Tabak Hand in Hand geht.
Positive Wirkung ist nicht hinreichend belegt
Bereits belegbar sei, dass regelmäßiger Cannabiskonsum körperliche und seelische Entwicklungsstörungen wie Schlafstörungen und Psychosen fördere, berichtet Prof. Kreuter. „Demgegenüber ist die Datenlage zu einem möglichen therapeutischen Nutzen von Cannabis nur gering“, betont er. „Hier fehlen insbesondere systematische, qualitativ hochwertige Untersuchungen, die eine positive Wirkung belegen“, erklärt der Experte.
Quelle: Lungenärzte im Netz