Noch nie lebten so viele Senioren aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen in Deutschland. Einrichtungen der Altenhilfe müssen daher noch stärker auf die Bedürfnisse der Migranten ausgerichtet werden, fordert das Kuratorium Deutsche Altenhilfe.
Der Anteil an betagten Menschen in Deutschland nimmt immer mehr zu. Die Gesellschaft steht deshalb vor der Herausforderung, genügend Unterstützungs- und Hilfsangebote für ältere Menschen anzubieten. Viele der Senioren stammen aus anderen Kulturen, kamen als Gastarbeiter nach Deutschland und leben schon seit langem in unserer Gesellschaft. Mittlerweile haben Sie das Rentenalter erreicht, ihre Lebensmitte in der Bundesrepublik gefunden und pendeln zwischen der alten und neuen Heimat.
Die Politik sieht sich in der Verantwortung
Die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ist angesichts der vielen Flüchtlinge, die im letzten Jahr nach Deutschland gelangt sind, aktueller denn je. Dazu gehört ebenfalls die Integration in die Versorungsstrukturen von Unterstützungs- und Pflegeangeboten. „Es ist unsere Aufgabe, auch die älteren Menschen mit Einwanderungsgeschichten und ihre Familien bei der Gestaltung dieses Lebensabschnitts zu unterstützen“, fordert Staatsministerin Aydan Özoğuz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration in ihrem Beitrag für ProAlter.
Multikulturelle Projekte im Fachmagazin vorgestellt
ProAlter ist das unabhängige Fachmagazin des Kuratoriums Deutsche Altenhilfe (KDA). Das KDA erarbeitet seit über 50 Jahren im Austausch mit seinen Partnern Lösungskonzepte und Modelle für die Arbeit mit betagten Menschen und trägt zu deren Umsetzung in die Praxis bei. Angesichts der künftig steigenden Zahl betagter Migranten fordert das KDA, dass Kommunen und Einrichtungen der Altenhilfe ihre Angebote noch stärker migrations-, kultur- und religionssensibel ausrichten.
Angehörige pflegebedürftiger Migranten über Angebote informieren
Seit 2002 hat sich bereits einiges getan, um den Anspruch für Senioren mit Migrationshintergrund auf Beratung, Betreuung und Pflege im Versorgungsnetz sicherzustellen, berichtet das KDA. Dennoch bestehen bei dieser Bevölkerungsgruppe weiterhin hohe Hemmschwellen und Zwangsbarrieren zu den Angeboten der Altenhilfe: Ein überwiegender Teil der pflegebedürftigen Migranten wird von ihren Familien zu Hause betreut. Welche Unterstützungsmöglichkeiten sie haben, wissen sie oft nicht. Die neue Ausgabe von ProAlter berichtet von vielen Projekten, die ihren Beitrag für eine effektive und kultursensible Altenhilfe leisten.
Migranten engagieren sich ehrenamtlich
Doch auch die Migranten selbst tragen einen großen Teil zur Integration bei, selbst im hohen Alter: Viele von ihnen engagieren sich bereits jahrelang ehrenamtlich, beispielsweise in Communities, Nachbarschaften und Vereinen. Ihre aktive Partizipation in der kommunalen Seniorenpolitik werde immer wichtiger, kommentiert Sarina Stumpen, stellvertretende Leiterin des Berliner Kompetenzzentrums Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe.
Kuratorium Deutsche Altenhilfe – Wilhelmine Lübke Stiftung e.V.