Viele Menschen in Deutschland leiden an einer unentdeckten Hepatitis-C- oder HIV-Erkrankung. Aus Angst vor gesellschaftlicher Stigmatisierung verzichten viele Menschen trotz Verdacht auf einen Test. Doch die Therapie ist besser als noch vor einigen Jahren.
Das Humane-Immundefizienz-Virus (HIV) und Hepatitis C gehören zu den Krankheiten, die noch vor einiger Zeit tödlich verliefen. Hepatitis C (HCV) ist eine von Viren ausgelöste akute Leberentzündung, die neben Gelbsucht durch schwere Allgemeinsymptome wie Abgeschlagenheit sowie Gelenk- und Muskelschmerzen charakterisiert ist. Ist die Entzündung länger als sechs Monate im Blut oder im Lebergewebe nachweisbar, spricht man von einer chronischen Hepatitis, aus der sich eine Leberzirrhose entwickeln kann.
Bei dem HI-Virus handelt es sich um einen virusbedingten Befall der Abwehrzellen, der das Abwehrsystem zunehmend beeinträchtigt. Folge der Immunschwäche sind immer schwerere Infektionen, auch durch an sich harmlose Erreger.
Fortgeschrittene Medizin ermöglicht gute Behandlung
Beide Infektionen werden über Blutkontakt übertragen, das HI-Virus vor allem über ungeschützten Geschlechtsverkehr, intravenösen Drogenkonsum oder unter bestimmten Bedingungen im Rahmen der Geburt. Hepatitis C konnte vor allem früher durch Bluttransfusionen weitergeben werden, da Blutkonserven vor 1991 noch nicht auf die Viruserkrankung getestet wurden. Dank der fortgeschrittenen Forschung ist es Medizinern mittlerweile möglich, beide Krankheiten zuverlässig zu diagnostizieren und zu behandeln.
„Umso schwerwiegender ist es, dass uns immer wieder Patienten begegnen, deren Infektion zu spät erkannt wird“, erklärt Prof. Dr. med. Hartwig Klinker, Infektiologe an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Würzburg. „Manche Patienten mit einer verschleppten Hepatitis leiden dann schon unter schweren Folgeschäden wie einer Leberzirrhose, die wir bei rechtzeitiger Behandlung hätten verhindern können.“
Gesellschaftliche Stigmatisierung verhindert Testdurchführung
Die Infektiologen sehen die Ursachen hierfür vor allem darin, dass zu selten Tests bei Patienten durchgeführt werden, die nicht zur Risikogruppe gehören. Darüber hinaus verzichten viele Patienten trotz möglicher Infektionssituationen auf einen Test. Sie fürchten die Stigmatisierung in der Gesellschaft, die trotz jahrelanger Aufklärung immer noch existiert. Doch bleiben die Krankheiten unerkannt und werden nicht behandelt, verbreitet sich das Virus im Körper und verursacht möglicherweise unheilbare Schäden. Kommt es über Blut- oder Sexualkontakte zu einer Übertragung, können weitere Menschen angesteckt werden.
Kurzer Drogenkonsum als Anlass für Test
Deutsche Infektiologen fordern deshalb, dass Tests häufiger und mit einer größeren Selbstverständlichkeit durchgeführt werden. „Entscheidend ist, dass wir uns weiter um Prävention und Aufklärung bemühen und Barrieren für Tests abbauen“, betont Prof. Klinker. Gefährdet sind auch Menschen, die vielleicht auch nur für kurze Zeit, intravenös Drogen konsumiert haben oder – unabhängig von der sexuellen Orientierung – sporadisch ungeschützten Geschlechtsverkehr hatten. Auch Menschen, die aus anderen Ländern mit einer hohen Häufigkeitsrate dieser Krankheiten stammen, sollten sich testen lassen. Eine Bluttransfusion vor Verfügbarkeit geeigneter Nachweismethoden (HIV vor 1985, HCV vor 1990) legen ebenfalls einen Test nahe.
Mögliche Anzeichen für HIV
Damit Patienten Anzeichen einer möglichen HIV-Infektion erkennen, ist es hilfreich, die Symptome zu kennen. Haut- und Schleimhauterkrankungen wie Dellwarzen, seborrhoische Ekzeme oder eine Gürtelrose können auf eine Infektion hinweisen. Auch Gewichtsabnahme, Fieberschübe oder ein anhaltender Nachtschweiß sollten ernst genommen werden. Der behandelnde Arzt wird zusätzlich auf laborchemische Blutbildveränderungen wie Eiweißverschiebung oder bei der klinischen Untersuchung auf vergrößerte Lymphknoten achten.