Erkrankungen wie Hepatitis C (HCV) und Aids haben ähnliche Übertragungswege und Risiken. Akteure des Gesundheitssystems und Politiker wollen diese Gemeinsamkeiten in der Prävention, Diagnostik und Testung dieser Krankheiten nutzen, um sie zu bekämpfen.
Zur Realisierung dieser Ziele hat das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eine gemeinsame Strategie entwickelt, um alle Krankheiten einzudämmen, die durch Blut oder Geschlechtsverkehr übertragen werden. Aktuell liegt der Plan zur Bewilligung dem Bundesrat und Bundestag vor.
Strategie zur Eindämmung
„Durch das frühzeitige Erkennen von Infektionen können Menschen schneller behandelt und – wie im Fall von Hepatitis C – sogar geheilt werden. So können nicht nur weitere Infektionen, sondern auch Spätfolgen der Erkrankung verhindert werden“, erklärt Dr. Dietrich Hüppe, wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Hepatitis C-Registers. Um dies zu erreichen, verfolgt die Strategie mehrere Maßnahmen zugleich. „Deshalb werden insbesondere die Bereiche Prävention, Früherkennung und schnelle Überführung in Therapien mit der neuen Strategie weiter ausgebaut. Im Mittelpunkt steht dabei, die Öffentlichkeit besser über die Krankheiten, ihre Übertragungswege und mögliche Schutzmaßnahmen aufzuklären. Dazu wird auch eine engere Vernetzung der staatlichen Institutionen, des Gesundheitsbereichs, freier Träger, Selbsthilfeorganisationen und weiterer Akteure angestrebt, die gewährleisten soll, dass betroffene Menschen besser erreicht und Ressourcen stärker gebündelt werden“, ergänzt der Hepatologe in der Gastroenterologischen Gemeinschaftspraxis Herne.
Mut für einen Test schützt Betroffene und Gesellschaft
Eine weitere Säule in der Bekämpfung der Infektionenskrankheiten bildet die Weiterentwicklung von Präventions-, Test- und Versorgungsangeboten. Das Informieren über die Krankheiten und Entgegenwirken der bisherigen gesellschaftlichen Stigmatisierung von Erkrankten soll einerseits das Schutzverhalten der Bevölkerung aufrechterhalten, andererseits Menschen mit einem Infektionsrisiko zu einem Test motivieren. Denn wird eine Infektion frühzeitig erkannt, besteht bei Syphilis, Gonorrhö, Chlamydien und sogar bei Hepatitis C Aussicht auf Heilung. „Gerade im Fall von Hepatitis C (HCV) – einer Lebererkrankung, die man mit den heutzutage zur Verfügung stehenden Medikamenten nicht nur behandeln, sondern tatsächlich auch heilen kann – sind die Erkennung von 99 Prozent aller HCV-Infizierten und das effektive Verhindern von Neu- und Reinfektionen durch intensivierte Aufklärung und Prävention die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Elimination der HCV-Viren“, betont Dr. Hüppe.
Ausblick bieten Wenn-dann-Szenarios des „Eco Hep Models 2016“
Bei einer vorliegenden Infektion mit dem HI-Virus oder Hepatitis B kann eine entsprechende Behandlung dem Fortschreiten oder Spätfolgen – beispielsweise Organschäden oder Krebserkrankungen – gegensteuern. Überdies schützt die Klarheit über die gesundheitliche Situation andere Menschen, bei denen sonst im Falle einer Übertragung ebenfalls ein Erkrankungsrisiko bestehen würde.
Dass die Umsetzung der geplanten Strategie unbedingt notwendig ist, zeigt das sogenannte „Eco Hep Model 2016“: Das Weiter-so-wie-bisher-Szenario würde einer endgültigen Bekämpfung der Viren im Wege stehen. Darüber hinaus würden bis 2040 mindestens 800 Millionen Euro mehr indirekte Kosten auf die verschiedenen Kostenträger zukommen. Wird der Plan hingegen nach dem Eliminationsszenario verwirklicht, würde dies zwar anfänglich einen erhöhten Kostenaufwand bedeuten, die Zahl der HCV-infizierten bis 2030 hingegen um mindestens 99 Prozent senken.