Masern – eine harmlose Kinderkrankheit. So lautet ein weit verbreiteter Irrglaube. Doch gerade im Erwachsenenalter führt eine Infektion häufig zu schweren Entzündungen verschiedener Organe. Ein Blick in Ihren Impfpass gibt Aufschluss über bestehende Masern-Impfungen. Bei Lücken den Impfschutz auffrischen lassen!
Rote Punkte – und was noch?
Die hochansteckenden Masern werden durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Dabei überwinden die Viren leicht Entfernungen von mehreren Metern. Ohne Impfschutz ist bei Kontakt mit einem Infizierten eine Ansteckung zu 95 Prozent sicher.
Masernviren befallen häufig Organe wie das Mittelohr, die Lunge oder das Gehirn und lösen dort schwere Entzündungen aus. Je älter der Betroffene, desto wahrscheinlicher sind Komplikationen. Eine seltene, aber schwere Spätfolge ist die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE). Sie betrifft Kinder, die vor ihrem zweiten Geburtstag an den Masern erkranken. Einige Jahre später kann die Krankheit durch eine schleichende Zerstörung der Gehirnzellen zum Tod führen.
Bei Erwachsenen auf dem Vormarsch
In den letzten Jahren erkranken neben Kindern immer mehr junge Erwachsene. „Seit 2006 verzeichnet das Robert Koch-Institut wieder eine Zunahme der Masernfälle speziell bei Erwachsenen, die zwischen 1970 und 1990 geboren sind“, weiß Dr. Albrecht von Schrader-Beielstein, Arzt für Naturheilverfahren und Facharzt für Allgemein- und Tropenmedizin.
Doch was ist der Grund für diesen Anstieg? Zum einen besteht in Deutschland keine Impfpflicht. Seit der Einführung der Masernimpfung im Jahr 1970 entscheiden die Eltern, ob sie ihre Kinder impfen lassen. Zu Beginn hielt man außerdem eine einzelne Impfung für ausreichend. Heute weiß man es besser. „Die zweite Impfdosis ist im Fall der Masern keine Auffrischungsimpfung, sondern ein Muss – falls die erste Impfdosis keine ausreichende Immunantwort provoziert hat“, erklärt der Experte.
Im Jugend- und frühen Erwachsenenalter liegt die Verantwortung bei jedem Einzelnen. Jetzt wäre die Gelegenheit, den Impfschutz zu überprüfen und auffrischen zu lassen. Haupthinderungsgrund ist fehlendes Wissen. Die Krankheit wird unterschätzt und als harmlos eingestuft. Informieren Sie sich und werden Sie aktiv!
Kombi-Impfung: drei auf einen Streich
Praktisch ist eine Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln. Sie ist besonders für Frauen im gebärfähigen Alter empfehlenswert. Während der Schwangerschaft drohen sonst durch eine Rötelninfektion schwere Komplikationen für das Ungeborene. Für alle Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Masern-Mumps-Röteln-Impfung automatisch. Auch Erwachsene, die nach 1970 geboren sind, profitieren von dieser Kassenleistung, wenn ihr Impfstatus unklar ist, sie noch nicht oder als Kind nur einmal geimpft wurden.