Sie stecken in der Innenbeschichtung von Konserven oder als Weichmacher in Verpackungen – sogenannte Endokrine Disruptoren greifen in das Hormonsystem ein und begünstigen das Entstehen von Stoffwechselstörungen. Experten mahnen zur Vorsicht mit chemischen Stoffen im Alltag und fordern mehr Forschung über deren Wirkungsweise.
Einfluss auf den Körper ist stark
Mindestens 800 chemische Substanzen aus dem Alltag beeinflussen das Hormonsystem. Meist befinden sich diese Stoffe in Kunststoffverpackungen, Kosmetika, Pestiziden, elektronischen Geräten oder in Fertignahrung. Manche von ihnen wirken wie Hormone, andere verhindern, dass körpereigene Hormone wirken können. Wieder andere bewirken, dass der Körper keine Hormone produzieren oder umwandeln kann. Entsprechend steigt oder sinkt der Hormonspiegel im Blut. Studien legen nahe, dass endokrine Disruptoren die Entwicklung des kindlichen Nervensystems stören, Genitalmissbildungen bei Jungen begünstigen und an der Entwicklung von ADHS sowie einigen Krebsarten beteiligt sind.
Experten fordern mehr Forschung über chemische Stoffe
Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus dem öffentlichen Gesundheitswesen hat in einer Deklaration an die Europäische Union ihre Forderungen zum Umgang mit Endokrinen Disruptoren formuliert. Die Forscher bemängeln, dass für eine ganze Reihe verdächtiger chemischer Substanzen keine Testmethoden zur Verfügung stünden. Außerdem würden bei den testbaren Substanzen die derzeit effektivsten Methoden nicht angewendet. Besonders besorgniserregend sei in den aktuellen Regularien die Einschätzung, dass niedrige Belastungsmengen mit diesen Stoffen ungefährlich seien. „Eine große Zahl der Endokrinen Disruptoren beginnt schon bei kleiner Dosis zu wirken", erläutert Prof. Schatz von der DGE. Denn ihre Wirkung addiert sich über längere Zeiträume. Die Wissenschaftler fordern umfassende Forschungsprogramme.
Besser Frischkost als Konserve
Die DGE begrüßt die Deklaration der Forschergruppe und rät zu einem vorsichtigen Umgang mit Endokrinen Disruptoren. „Abgesehen von den stetig wachsenden Plastik-Müllbergen, die unsere Umwelt belasten, sollte man versuchen so wenig wie möglich `Verpacktes´ zu kaufen", empfiehlt Prof. Schatz. Das heißt: So wenig Fertigkost wie möglich verzehren, auf in Plastik Verpacktes verzichten, statt Konserven besser frisches Gemüse vom Markt kaufen und Getränke aus Plastikflaschen oder Verbundpackungen meiden.