Eines von rund zehn Kindern kommt mit einem Blutschwamm zur Welt, einem gutartigen Tumor der Blutgefäße. Die meisten Blutschwämme verschwinden von selbst. Eltern sollten deshalb zunächst abwarten, wenn die Diagnose gestellt ist, raten Experten.
Kein Einzelfall
Blutschwämme (Hämangiome) sind bei Säuglingen häufig: Jedes zehnte Kind leidet bereits bei der Geburt daran. Doch nur ein Drittel der Blutschwämme ist angeboren, zwei Drittel bilden sich während den ersten Lebenswochen. Hat ein Kind mehrere Blutschwämme, sprechen Ärzte von einer Hämangiomatose. Die flächigen, roten Male schmerzen nicht, doch können optisch stören und zu wachsen beginnen.
Warum sich die Gefäße im Mutterleib falsch aufbauen und anlegen, wissen Mediziner nicht genau. „Es wird vermutet, dass die Hormone eine Rolle spielen und es auch eine erbliche Komponente gibt“, sagt die Dermatologin Uta Schlossberger. Wissenschaftlich bewiesen ist das aber nicht.
„Während der Schwangerschaft werden die Blutgefäße des Kindes angelegt. Bilden sich zu viele Blutgefäße mit ungeordneter Struktur an einer Stelle, entsteht ein Hämangiom“, erklärt der Gefäßmediziner Prof. Norbert Weiss von der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA) in Berlin. Betroffen sind meistens Kopf und Hals des Kindes, weniger häufig gibt es Blutschwämme auf dem Rücken und den Organen.
Erst abwarten
Ob ein Blutschwamm verblasst, anfängt zu wuchern oder einfach so bleibt, wie er ist, kann im Vorfeld niemand sagen. Die meisten Blutschwämme verschwinden jedoch von selbst. Die unvorhersehbare Entwicklung des Blutschwamms macht es Eltern schwer, sich für oder gegen eine sofortige Behandlung zu entscheiden. Dermatologin Schlossberger rät Eltern betroffener Kinder, abzuwarten. Denn nötig ist eine Therapie nur in manchen Fällen, etwa wenn der Blutschwamm schnell wächst oder besonders groß ist und das Kind darunter leidet.
Haben die Eltern sich für die Therapie entschieden, gibt es mehrere Möglichkeiten. Am gängigsten ist die Laserbehandlung. „Die Energiezufuhr durch den Laser sorgt dafür, dass sich die Gefäße entzünden, verkleben und schließlich vernarben“, erklärt Prof. Weiss das Vorgehen. Das Vernarben bewirkt, dass kein Blut mehr durch die Gefäße fließt – der Schwamm verblasst und verschwindet. Eine Kryotherapie, also das Vereisen des Hämangioms, funktioniert ähnlich. Nur in Einzelfällen greifen Mediziner zum Skalpell. Zum Beispiel, wenn der Blutschwamm das Auge behindert oder so an der Lippe liegt, dass er das Essen erschwert.