Einer von zehn Menschen erkrankt während einer Antibiotika-Behandlung an Durchfall. Probiotika sollen dem vorbeugen. Ein Trugschluss, wie englische Forscher aufgrund neuer Studienergebnisse berichten.
Antibiotika schlagen auf die Verdauung
Durchfall zählt zu den häufigsten Nebenwirkungen einer Antibiotika-Therapie. Vor allem ältere Patienten leiden darunter. Im schlimmsten Fall breitet sich der Keim Clostridium-difficile im Darm aus und verursacht eine sogenannte Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö (CDAD). Dabei schädigen Giftstoffe die Darmwand und es droht ein Darmdurchbruch mit Organversagen. Um Durchfällen vorzubeugen, raten viele Mediziner zur Einnahme von Probiotika während einer Antibiotika-Therapie. Probiotika enthalten lebenden Milchsäure- und Bifidobakterien, die die Darmflora stabilisieren. Die Wirksamkeit dieser Maßnahme ist umstritten.
Probiotika-Nutzen nicht nachweisbar
Wissenschaftler der Universität Swansea begleiteten fast 3000 Patienten von über 65 Jahren während einer Antibiotika-Therapie. Die Hälfte der Studienteilnehmer erhielt zusätzlich ein Probiotikum, die andere Hälfte ein wirkungsloses Placebo. Weder Patient noch Arzt wusste, in welcher Gruppe sie sich befanden. Wie die Forscher berichten, erkrankten 10,8 Prozent der Patienten ohne Probiotikaschutz an Durchfall, mit Probiotikaschutz waren es 10,4 Prozent. Damit zeigte die vorbeugende Einnahme von Probiotika nahezu keine Wirkung.
Einen positiven Effekt zeigten die Probiotika lediglich gegenüber dem Keim Clostridium-difficile. Mit Probiotikaschutz erkrankten 0,8 Prozent der Patienten an einer CDAD, ohne Probiotikaschutz dagegen ein Drittel mehr. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die statistische Auswertung hier einen Zufall nicht ausschließen kann.