Jugendliche rauchen und trinken immer weniger. Dafür steigt die Zahl der Internet- und Computerspielabhängigen rapide an, ergab eine Studie im Auftrag der Drogenbeauftragten der Bundesregierung Mechthild Dyckmans.
Besonders junge Menschen betroffen
Mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland im Alter zwischen 14 und 65 Jahren sind internetabhängig. „Diese Zahl ist vergleichbar mit der Anzahl der Cannabis-Abhängigen“, weiß Wolfgang Scheffler vom KKH-Serviceteam in Rostock.
Jugendliche und junge Erwachsene sind am häufigsten betroffen: Bei den 14- bis 24-Jährigen ist die Verbreitung von Internetsucht mit 2,4 Prozent am größten. Dazu kommen 13,6 Prozent derselben Altersgruppe, die als problematische Internetnutzer eingestuft werden – das sind in etwa 1,4 Millionen Menschen.
Beruf und Freunde leiden
Von einer Suchterkrankung spricht man, wenn die Internetnutzung derart exzessiv wird, dass der Betroffene Schule, Beruf und soziale Kontakte vernachlässigt. Onlinesucht kommt in allen sozialen Gruppen vor. „Internetsüchtige ziehen sich zurück in die virtuelle Welt, weil sie mit dem realen Leben nicht zurechtkommen“, erklärt Scheffler. „In der alternativen Welt werden die Betroffenen nicht mit ihren Problemen und Ängsten konfrontiert. Stattdessen bekommen sie Anerkennung und Bestätigung.“ Auffällig ist, dass Internetabhängige häufig auch andere psychische Erkrankungen aufweisen, wie Depressionen, Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADHS), affektive Störungen oder Substanzmissbrauch von Alkohol und Nikotin.
Die Anzeichen für eine Internetsucht sind oft eindeutig: Ein Großteil der Freizeit spielt sich im Internet ab. Als Richtwerte gelten 20 oder mehr Stunden wöchentlich. Die Kontrolle über die Zeit geht dabei zunehmend verloren. Entzugserscheinungen wie Nervosität, Schweißausbrüche, Angst und Schlaflosigkeit treten auf. Obwohl Betroffene häufig die negativen Auswirkungen selbst bemerken, gelingt es ihnen nicht, die Computernutzung einzuschränken.
Zeitplan aufstellen
Internetabhängigkeit ist bislang nicht von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt. Und so gibt es bisher nur vereinzelt Kliniken, Ambulanzen und spezielle Therapien, um Internetsucht zu behandeln. Wichtigstes Ziel ist es, den Internetkonsum zu kontrollieren. „Es können Zeitpläne erstellt werden, um Online-Stunden zu verringern. Dies geht zum Beispiel, indem ein Wecker neben den Computer gestellt wird“, sagt Wolfgang Scheffler. Eltern sollten die Online-Zeit ihres Kindes immer im Auge behalten und klare Absprachen über die wöchentliche Nutzungsdauer treffen.