Viele Menschen mit Multipler Sklerose setzen ihre Hoffnung auf die Erweiterung ihrer Halsvene, um den Blutfluss zu verbessern und dadurch ihre Beschwerden zu lindern. Kanadische Wissenschaftler fanden heraus, dass diese Therapie keinen Erfolg bringt. Dies berichtet die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Gefäßerweiterung keine Lösung

Der Gefäßchirurg Paolo Zamboni führte die Multiple Sklerose (MS) auf eine Blutabfluss-Störung in der Halsvene zurück. Er vermutete: Eine Verengung der Vene steigert den Druck im Gehirn und setzt eine Entzündung in Gang. Das Erweitern der Halsvene galt als Lösung für dieses Problem.

In Deutschland bieten bis heute viele Ärzte ihren MS-Patienten die Erweiterung der Halsvene als Therapie an. „Ihr Leidensdruck hat viele MS-Patienten dazu veranlasst, sich die Halsvenen dehnen zu lassen, um eine echte oder vermeintliche Stauung aufzulösen. Auch wenn dies für versierte Ärzte eine Standardintervention ist – die Deutsche Gesellschaft für Neurologie muss deutlich davon abraten, da kein Effekt auf den Verlauf der MS-Erkrankungen zu erkennen ist“, berichtet Ralf Gold von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.

Venenstauung auch bei gesunden Patienten

Wissenschaftler aus Kanada untersuchten das Verfahren der Halsvenenerweiterung. Sie fanden dabei heraus, dass die als CCSVI bekannte Stauung bei MS-Patienten nicht häufiger vorkommt als bei Personen ohne Multiple Sklerose. „Die Ergebnisse unterstützen nachhaltig die Empfehlung, dass interventionelle Verfahren zur Erweiterung der venösen Halsgefäße nicht mehr außerhalb von klinischen Studien durchgeführt werden sollten“, ergänzen die deutschen Wissenschaftler abschließend.