Ausstülpungen an der Darmwand verursachen keine Probleme – solange bis sie sich entzünden. Wer an Schmerze im Unterbauch oder chronischen Verdauungsbeschwerden leidet, sollte Darmausstülpungen als Ursache in Betracht ziehen. Auch immer mehr junge Menschen sind betroffen. Die s berichten Experten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).
Schmerzen im Unterbauch
Bei vielen Menschen stülpt sich die Darmschleimhaut durch Lücken in der Darmwandmuskulatur aus. Als Ursache werden eine Bindegewebsschwäche, eine ballaststoffarme Ernährung oder ein erhöhtert Druck auf die Darmwand diskutiert. Im Fachjargon werden die Ausstülpungen an der Darmwand als Divertikel bezeichnet. Treten mehrere Divertikel auf, sprechen Mediziner von einer Divertikulose (Divertikelkrankheit). Diese verursacht zunächst keine Beschwerden. Wenn sich die Divertikel jedoch entzünden (Divertikulitis), kommt es zu Schmerzen im Unterbauch, Fieber sowie Verstopfungen oder Durchfall. Wer diese Anzeichen bei sich entdeckt, sollte einen Arzt aufsuchen.
„In den letzten Jahren beobachten wir, dass immer häufiger auch junge Menschen von diesem – eigentlich als Altersphänomen zu bezeichnenden – Leiden betroffen sind“, sagt Wolfgang Kruis, Arzt am Krankenhaus Kalk in Köln. Eine US-Studie verzeichnete eine Zunahme von 26 Prozent der Divertikulitis-Patienten im Alter zwischen 18 und 44 Jahren.
Neue Ernährungsgewohnheiten
Die Ursache für diesen Trend liegt vor allem in der Ernährung und den Lebensgewohnheiten, vermuten die Experten. Zu wenige Ballaststoffe, zu viel rotes Fleisch sowie Tabak- und Alkoholkonsum begünstigen eine Entzündung der Divertikel.
Eine neu herausgegebene Leitlinie hilft Ärzten, Menschen mit Divertikeln optimal zu behandeln. „Bei einer Ultraschalluntersuchung beispielsweise, erkennt der Facharzt den Schweregrad der Entzündung und kann daraus die angemessene Behandlung ableiten“, erläutert Professor Kruis. „Die bisher verbreitete Ansicht, dass nach dem zweiten Entzündungsschub operiert werden sollte, stellen neue Erkenntnisse in Frage. Die Zahl der Schübe allein ist nicht länger wichtigstes Kriterium für einen chirurgischen Eingriff – vielmehr muss der behandelnde Arzt in jedem Einzelfall entscheiden“, ergänzt Christoph-Thomas Germer von der Universitätsklinik Köln.