Männer mit Diabetes sind bis zu dreimal so häufig von einer Potenzstörung betroffen wie Männer ohne die Zuckerkrankheit. Aus falsch verstandenem Schamgefühl gehen viele Betroffene jedoch nicht zum Arzt. Dabei können sexuelle Probleme oft erfolgreich behandelt werden. Wie Ä rzte Betroffenen in solchen Fällen helfen und wann bei Potenzpillen Vorsicht geboten ist, erklärt der Experte Dr. med. Frank Merfort von der Deutschen Diabetes-Hilfe diabetesDE.
Diabetes ist die häufigste körperliche Ursache
Mehr als 50 Prozent aller Männer mit Diabetes entwickeln eine Erektionsstörung (Erektile Dysfunktion). „Dabei handelt es sich um eine Potenzstörung, bei der das Glied nicht ausreichend steif wird oder die Erektion nicht lange genug anhält“, erklärt der Diabetologe Dr. Merfort aus Grevenbroich.
Früher ging man davon aus, dass Erektile Dysfunktionen psychisch bedingt seien. „Heute wissen wir jedoch, dass lediglich 20 bis 30 Prozent der Fälle auf psychische Faktoren zurückzuführen sind, während bei 60 bis 70 Prozent der Betroffenen eine körperliche Ursache vorliegt“, meint der Facharzt für Innere Medizin. Die weitaus häufigste körperliche Ursache ist Diabetes. Der hohe Blutzucker greift mit der Zeit Nerven und Blutgefäße an. Dadurch verschlechtert er die Durchblutung in Organen wie Herz und Nieren, ebenso im Penis.
Potenzpillen können Herzinfarkt fördern
Viele Patienten versuchen, ihr sexuelles Problem selbst zu lösen, etwa mit Potenzpillen. Diese sind zur Therapie von Erektionsproblemen aber nicht immer geeignet. „Im Gegenteil, in manchen Fällen können diese sogar gefährlich sein“, mahnt der Diabetes-Experte zur Vorsicht. Denn ein möglicherweise durch den Diabetes vorgeschädigtes Herz könnte auf die Potenzpillen mit einem Herzinfarkt reagieren. „Wer unter Erektionsstörungen leidet, sollte deshalb auch auf seine Herzkranzgefäße achten“, rät Merfort. „Potenzprobleme sind oft Vorboten eines drohenden Herzinfarkts.“
Meist findet sich eine Behandlung
Der diabetesDE-Experte Merfort rät dazu, bei sexuellen Störungen unbedingt einen Arzt aufzusuchen – auch wenn dies für die meisten Betroffenen mit sehr viel Schamgefühl verbunden ist. „Patienten brauchen davor keine Angst haben“, betont der Experte. Neben einer körperlichen Untersuchung macht der Arzt Bluttests. Darüber hinaus findet ein Gespräch basierend auf einem standardisierten Fragebogen statt, dem „International Index of Erectile Function“. Der Arzt kann einschätzen, ob sich Potenzmittel zur Behandlung eignen. Alternative Behandlungsmethoden können zum Beispiel verhaltenstherapeutische Sitzungen beim Therapeuten oder eine Vakuumpumpe für den Penis sein. Dr. Merfort ist sich sicher: „In den meisten Fällen können wir so die Zufriedenheit im Sexualleben der Patienten dauerhaft wieder herstellen und somit eine hohe Lebensqualität sichern.“
Auch Frauen betroffen
Auch Frauen können unter diabetesbedingten sexuellen Störungen leiden, zum Beispiel an Entzündungen im Genitalbereich. „Frauen mit Diabetes leiden oft unter Schmerzen beim Sex, da der Genitalbereich entzündet oder die Schleimhäute zu trocken sind“, erläutert Dr. Merfort. Haben Frauen Entzündungen, helfen Salben, Cremes oder Zäpfchen.