Wer längere Zeit unter pulsierenden, meist einseitigen Schläfenkopfschmerzen leidet, sollte einen Arzt aufsuchen. Die Beschwerden deuten häufig auf eine Arteriitis temporalis hin. Unbehandelt führt diese rheumatische Entzündung zur Erblindung des betroffenen Auges. Darauf weist der Berufsverband Deutscher Rheumatologen (BDRh) hin.
Entzündung der Schläfenarterie
In Deutschland leiden rund 30.000 Menschen an einer Arteriitis temporalis. Im Allgemeinen tritt die rheumatische Erkrankung erst ab einem Alter von 60 Jahren auf, bei Frauen etwa zwei- bis dreimal häufiger als bei Männern. Dabei richtet sich das Immunsystem gegen körpereigene Zellen. Infolgedessen entzünden sich die elastischen Fasern in den Gefäßwänden der oberflächlichen Schläfenarterie. Es droht eine Verengung der Arterie bis hin zum kompletten Gefäßverschluss. Anzeichen für die Arteriitis temporalis sind meist einseitige Kopfschmerzen in der Schläfe, die über Wochen hinweg zunehmen. Zusätzlich schmerzt häufig der Kiefer beim Kauen, Reden oder Schlucken. In weniger als zehn Prozent der Fälle ist eine verdickte, verhärtete und druckempfindliche Schläfenarterie fühl- oder sichtbar.
Treten Sehstörungen mit schwarzen Balken, Gesichtsfeldausfällen oder Doppelbildern auf, sollten Betroffene sofort einen Arzt aufsuchen. „Unbehandelt kann die Entzündung zu einer Erblindung des betroffenen Auges führen. Leider wird diese Erkrankung immer wieder übersehen, so dass betroffene Patienten erst in die Praxis kommen, wenn sie ihr Augenlicht bereits einseitig verloren haben“, warnt Dr. Florian Schuch, Vorstandsmitglied des BDRh. Ein Bluttest, eine spezielle Ultraschalluntersuchung und eine Gewebeprobe der verdickten Arterien geben Aufschluss darüber, ob eine Arteriitis temporlis vorliegt.
Cortison gegen Erblindung
Bestätigt sich der Verdacht, behandelt der Arzt unverzüglich mit hochdosiertem Cortison. Spätestens nach zwei Tagen bessern sich die Beschwerden deutlich. Daraufhin reduziert der Arzt nach und nach die Cortisondosis. „Sobald sich die Entzündungszeichen im Blut wieder normalisiert haben, ist eine Erblindung des betroffenen Auges meist nicht mehr zu befürchten“, erklärt der Experte. Um eine Wiederkehr der Entzündung zu verhindern, müssen Betroffene über mindestens zwei Jahre hinweg weiterhin Cortison einnehmen.