Viele pflegebedürftige Menschen sind zahnmedizinisch unterversorgt. Das ist das zentrale Ergebnis des neuen Barmer GEK Pflegereports 2014. Die Experten fordern einen leichteren Zugang zur zahnmedizinischen Versorgung.

Pflegebedürftige sind schlecht versorgt

Der diesjährige Pflegereport der Barmer GEK verglich erstmals anhand von Versichertendaten die zahnmedizinischen Leistungen für Pflegebedürftige mit denen Nicht-Pflegebedürftiger gleichen Alters und Geschlechts. Die Auswertung der Daten ergab eine zahnmedizinische Unterversorgung von pflegebedürftigen Menschen. So zeigte sich beispielsweise: Je Quartal nahmen knapp 30 Prozent der Nicht-Pflegebedürftigen zum Erhalt ihrer Zahngesundheit konservierende Behandlungen, chirurgische Eingriffe oder Röntgenleistungen in Anspruch. Bei den Pflegebedürftigen waren es fast 10 Prozent weniger. Diese Unterschiede verstärken sich auch mit der Pflegestufe. Pflegeheimbewohner mit Pflegestufe III haben eine insgesamt um 16,5 Prozent verringerte Behandlungshäufigkeit gegenüber Nicht-Pflegebedürftigen.

Pflegestärkungsgesetz: Schritt in die richtige Richtung

Dr. Schlenker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK, begrüßt, dass der Gesetzgeber im Versorgungsstärkungsgesetz Verbesserungen der zahnmedizinischen Prävention für Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderungen plane. So wird durch das vom Bundesrat gebilligte erste Pflegestärkungsgesetz ab 2015 der Zuschuss für barrierefreies Wohnen steigen. Zudem finanzieren die Pflegekassen zukünftig sogenannte Alltagsbegleiter. Diese Betreuungskräfte sollen zum Beispiel bei Behördengängen oder beim Einkaufen helfen. „Diese praktische Lebenshilfe verhindert, dass Menschen zu früh aus ihrer Wohnung ins Heim wechseln müssen.“

Heimbewohner besser zahnmedizinisch versorgen

Und ein späterer Umzug ins Heim kommt womöglich auch der Zahngesundheit zu Gute. Denn insbesondere die Pflegebedürftigen in Heimen sind laut Reportergebnissen zahnmedizinisch unterversorgt. Dr. Rolf-Ulrich Schlenker fordert deshalb: „Vor allem Menschen in Pflegeheimen benötigen einen noch leichteren Zugang zur zahnmedizinischen Versorgung, gerade weil ihnen die Mitwirkung insbesondere wegen ihrer Bedürftigkeit schwer fällt.“ Hilfreich seien zum Beispiel mehr Schwerpunktpraxen für Pflegebedürftige, schlägt der Experte vor. Außerdem müsse die sogenannte aufsuchende Behandlung ausgebaut werden, bei der die Zahnmediziner die Pflegebedürftigen zu Hause oder im Heim untersuchen.