Menschen mit Depressionen verfügen über mehr Herzfettgewebe als gesunde Personen. Dies erhöht die Gefahr für Herzerkrankungen. Doch wenn Patienten ihre Antriebslosigkeit überwinden, können Sie das Risiko deutlich verringern.
Risikofaktor Herzfettg ewebe
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nach dem Suizid die häufigste Todesursache bei Depressionen. „Durch Depressionen kommt es zu einer Reihe endokriner und immunologischer Umstellungen im Körper, die langfristig zu einer Zunahme des Herzfettgewebes führen“, erläutert Prof. Dr. Kai Kahl von der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).
Menschen mit Depressionen weisen im Schnitt 1,5 mehr Herzfett auf als gesunde Personen. Dies fanden der Psychiater und sein Team heraus. „Ein großes Herzfettgewebe ist ein bekannter Risikofaktor für die Entwicklung einer koronaren Arteriosklerose, also der Verkalkung der Herzkranzgefäße“, erklärt der Wissenschaftler. Die Ablagerungen blockieren den Blutfluss in den Gefäßen und können zu Infarkten führen. Außerdem leiden viele Patienten mit Depressionen unter Antriebslosigkeit und bewegen sich tendenziell weniger als Personen ohne Depressionen. Der Bewegungsmangel belastet das Herz-Kreislauf-System zusätzlich.
Strukturiertes Gerätetraining für Patienten mit Depressionen
Inwiefern sportliche Maßnahmen das Herzfettgewebe von Depressions-Patienten verringern, sollte eine Studie zeigen. Die Forscher untersuchten hierfür 42 Depressions-Patienten zwischen 40 und 45 Jahren. Sie wurden an der Klinik in Hannover mithilfe einer individuellen Psychotherapie und mit Psychopharmaka behandelt. Die eine Hälfte der Gruppe nahm zusätzlich an einer strukturierten Sporttherapie teil, die das Institut für Sportmedizin speziell für depressive Patienten entwickelt hatte. Über sechs Wochen trainierten die Patienten dreimal wöchentlich à 45 Minuten.
Gezielte Bewegung in Lebensstil integrieren
Nach sechs Wochen hatten die Teilnehmer zehn Prozent ihres Herzfetts und einen Teil ihres Bauchfetts verloren. Auch auf die Psyche wirkte sich das Training positiv aus. „Die Studie zeigt, dass ein strukturiertes intensives Training ein guter Weg ist, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkt zu senken“, erklärt der Psychiater. „Die Sporttherapie sollte bei der Behandlung depressiver Patienten grundsätzlich als dritte Säule zur psychotherapeutischen und medikamentösen Therapie hinzukommen“, fordert Prof. Kahl.