Beim Eis essen, Picknicken oder Grillen – nicht nur Genießer werden von den sommerlichen Köstlichkeiten angelockt, sondern auch Bienen, Wespen oder Hornissen. Ein Insektenstich ist schnell passiert. Wie Sie den Betroffenen nicht im Stich lassen.
Im Geg ensatz zu Mückenstichen verursachen Stiche von Insekten mit Giftstachel oft Schmerzen. Um die gerötete und juckende Einstichstelle bilden sich häufig stärkere, durchschnittlich bis zu 10 cm große Schwellungen, die jedoch meist ungefährlich sind. Für Betroffene, die nicht im Mund-Rachenraum-gestochen wurden, gibt die Apothekerin Ines Winterhagen in der Deutschen Apotheker Zeitung Tipps, wie Sie die Symptome selbst behandeln.
Bei Bienenstich zuerst Stachel entfernen
Nach dem Stich ziehen Wespen, Hornissen oder Hummeln ihren Stachel wieder aus der Wunde, doch Bienen lassen ihren Stachel samt Giftapparat meist in der Haut zurück, sodass dieser weiterhin Gift abgibt. Es besteht kein allgemeiner Konsens, wie der Bienenstachel am besten aus der Wunde zu entfernen ist. Eine Möglichkeit besteht darin, dass Sie den Stachel mit den Fingern oder der Pinzette behutsam fassen und anschließend hinausziehen. Von dieser Variante raten einige Experten ab, da durch den Druck die Giftdrüse am oberen Ende des Stachels erneut ausgedrückt werden könnte. Amerikanische Insektenforscher haben diese These widerlegt, da das Gift nicht aktiv, sondern passiv durch einen Ventilmechanismus in die Einstichstelle gelangt. Entscheidend sei die möglichst kurze Zeitspanne zwischen dem Einstich und dem Herausziehen des Stachels. Falls Sie unterwegs keine Pinzette bei sich tragen, kratzen Sie den Stachel behutsam mit dem Fingernagel, einer Messerkante oder einer Kreditkarte aus.
Nachdem Sie den Stachel aus der Haut entfernt haben, lindern Sie die anschwellende Rötung mit kaltem Wasser, Eiswürfeln oder Kühlkompressen, beispielsweise Cold-Hot-Packs. Auch kalte Umschläge mit essigsaurer Tonerde-Lösung (5- bis 10-prozentig, ca. ein Esslöffel auf ein Glas Wasser) oder kühlendes Gel helfen gegen das Anschwellen.
Behandlung von Stichen mit Cremes und Gels
Die Symptome eines akuten Insektenstiches können Sie mit einer Cortison-haltigen Creme oder Gelgrundlage behandeln. Die Apothekerin Winterhagen empfiehlt hierfür die Creme Fenistil® Hydrocort, die sowohl mit 0,25-prozentigem oder 0,5-prozentigem Hydrocortison erhältlich ist. Tragen Sie das Mittel ein- bis zweimal täglich auf die Einstichstelle. Möchten Sie eine der Cremes bei Kindern unter sechs Jahren anwenden, benötigen Sie hierfür eine ärztliche Anweisung. In diesen Fällen weicht die Anwendung von der bei Erwachsenen ab, genaue Auskunft erteilt der Apotheker. Das Präparat ist auch als Spray erhältlich, das Sie zwei- bis dreimal täglich auf die Haut sprühen. Für Kinder unter sechs Jahren ist es allerdings nicht zugelassen, auch nicht für Frauen im ersten Schwangerschaftsdrittel.
Als Alternativen stehen Ihnen Präparate zur Verfügung wie Ebenol®, Soventol® Hydrocort oder Systral® Hydrocort Emulsion, die teils mit unterschiedlicher Konzentration des Wirkstoffs beziehungsweise als Spray erhältlich sind. Schwangere und Stillende sollten vor der Anwendung dieser Mittel die gesonderten Hinweise auf dem Beipackzettel beachten und sich bei Fragen an ihren Apotheker wenden. Auch diese Cremes können Sie bei Kindern unter sechs Jahren nur bei ärztlicher Verordnung anwenden, die Sprays überhaupt nicht. Zusätzlich zu den halbfesten Zubereitungen können Sie feuchte Umschläge zum Kühlen anlegen, die Sie alle 20 Minuten erneuern.
Als Ergänzung zur lokalen Behandlung mit den oben genannten Mitteln empfiehlt Ihnen die Pharmazeutin die orale Einnahme eines H1-Antihistaminikums, speziell die Wirkstoffe Loratadin (etwa Claritine®) und Cetirizin (beispielsweise Zyrtec®).
Präparate für Schwangere, Stillende, Säuglinge und Kleinkinder
Besonders für Kleinkinder, Schwangere und Stillende eignen sich für die Behandlung von akuten Insektenstichen topische Antihistaminika ohne Hydrocortison. Das Fenistil® Gel tragen Sie bis zu dreimal täglich dünn auf, alternativ die Systral® Creme mehrmals täglich. Werdende und stillende Mütter sollten darauf achten, die Creme auf das Areal des Stiches zu begrenzen. Dies gilt auch für das Auftragen bei Säuglingen.
Behandlung von Insektenstichen im Mund- und Rachenraum
Lebensgefährlich werden die Stiche nur, wenn das Insekt im Mund- oder Rachenraum zugestochen hat und die Schleimhäute anschwellen, sodass Betroffene an Atemnot leiden und eine Erstickungsgefahr besteht. Auch, wenn der Schreck tief sitzt, sollten Personen mit Insektenstichen im Mundraum oder an der Zunge vor allem Ruhe bewahren. Das Lutschen von Eiswürfeln oder Speiseeis hilft gegen Schmerzen und Schwellungen, Eiswickel um den Hals haben den gleichen Effekt. Falls Sie zudem enge Kleidung am Hals tragen, sollten Sie diese lockern, um das Atmen zu erleichtern. Anschließend sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen.
Wann Sie einen Arzt rufen sollten
Auch für Menschen, die auf Insektenstiche mit einem allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) reagieren, ist es überlebenswichtig, sofort einen Notarzt zu rufen. Bei rund 25 Prozent der Bevölkerung treten größere, langfristig bestehende Schwellungen auf, möglicherweise begleitet von einer Blutvergiftung. Bei einer Blutvergiftung sollten Betroffene den Stich von einem Arzt untersuchen lassen. Wer unmittelbar nach einem Stich neben der starken Schwellung und Rötung weitere Symptome zeigt, beispielsweise Kreislaufbeschwerden oder Atemnot, sollte ebenfalls rasch einen Notarzt anfordern. Besteht bei Ihnen eine Insektenallergie, benötigen Sie zusätzlich zur akuten meist auch eine langfristige Behandlung.
Quelle: Ines Winterhagen: Sie hat gestochen. Prophylaxe und Behandlung von Insektenstichen. In: Deutsche Apotheker Zeitung, Heft 25, Juni 2014, Stuttgart: S. Hirzel Verlag, S. 36-39.