Einige Humane Papillomaviren (HPV) verursachen die häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen in Deutschland. Deutsche Urologen fordern, eine allgemeine Impfempfehlung auch für Jungen einzuführen.
Einige Humane Papillomaviren beim Menschen zu Hautver änderungen vor allem im Bereich des Anus und der Genitalien, an der oralen Schleimhaut oder der Haut führen. Grundsätzlich werden mehr als 150 Virustypen unterschieden. Einige von ihnen verursachen Gebärmutterhalskrebs oder Tumore der Region des Anus und der Genitalien. Derzeit empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren, sich gegen den Virus impfen zu lassen. Doch eine geschlechtsspezifische Impfempfehlung sehen Fachärzte der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) und des Berufsverbands der Deutschen Urologen e.V. (BDU) als nicht wirksam und zeitgemäß an.
Ab diesem Frühsommer neuer Impfstoff auf dem Markt
Seit 2006 sind zwei verschiedene Impfstoffe, Cervarix® und Gardasil®, auf dem Markt. Beide wirken gegen die HP-Virustypen HPV 16 und HPV 18, die Schätzungen zufolge an der Entwicklung in 70 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs weltweit beteiligt sind. Als Vierfachimpfstoff wirkt Gardasil® zusätzlich gegen die Virustypen HPV 6 und HPV 11, die zwar keinen Krebs auslösen, jedoch Warzen im Genitalbereich, sogenannte Feigwarzen. Seit Sommer 2015 in der EU zugelassen und seit Frühsommer diesen Jahres verfügbar ist Gardasil® 9: Dieser Impfstoff schützt sogar vor insgesamt neun HPV-Typen und soll langfristig das bisherige Gardasil-Präparat ablösen.
Zu wenige Mädchen gegen HP-Viren geimpft
Die HPV-Impfung gilt als sicher und schützt vor der Infektion vor einigen der Hochrisiko-HP-Viren. Die höchste Wirksamkeit zeigt die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr. „Ein Argument für die alleinige Impfung der Mädchen war bisher immer, auf diese Weise die HPV-Last bei sexuell aktiven jungen Frauen so stark abzusenken, dass sich die jungen Männer als Sexualpartner der geimpften Frauen ebenfalls nicht mehr anstecken können“, erklärt Prof. Dr. med. Kurt Miller, Präsident der DGU. „Dieser Herdenschutz funktioniert allerdings nur, wenn über die HPV-Impfung mehr als 85 Prozent der jungen Mädchen erfasst würden“. Tatsächlich erreichen die Impfquoten der Mädchen für die letzten Jahre nicht einmal 40 Prozent, und bleiben damit unter der für eine Herdenimmunität erforderlichen Quote.
HPV-Impfung auch für Jungen!
Deutsche Urologen fordern, bei den allgemeinen Impfempfehlungen die vielseitigen Lebenswelten sexuell aktiver Menschen stärker zu berücksichtigen. „Der oft angemerkte Herdenschutz durch die Impfung der Mädchen greift ja bereits dann nicht, wenn wir es mit jungen Männern zu tun haben, die Sex mit Männern haben (MSM)“, gibt Prof. Miller zu bedenken. „Da der Penis der Haupt-Transmitter für HPV darstellt, ist der Verzicht auf die Jungenimpfung fahrlässig.“
Jungensprechstunde hilft Jungen über die Impfung zu informieren
Diejenigen Mädchen, die bisher mit einem Impfstoff gegen mehrere Virustypen geimpft wurden, wiesen deutlich weniger Genitalwarzen und Krebsvorstufen auf. Dies zeigen deutsche, dänische und australische Studien. Ähnliche Ergebnisse spiegeln Daten für HPV-geimpfte Jungen aus USA und Australien wider. „Mit der Jungensprechstunde beim Urologen verfügen wir inzwischen zudem über eine geeignete Versorgungsstruktur, um möglichst viele Jungen zu erreichen, sie über die HPV-Impfung aufzuklären und letztlich auch zu impfen“, ergänzt Dr. med. Axel Schroeder, Präsident der BDU.
Deutsche Gesellschaft für Urologie
Berufsverbands der Deutschen Urologen e.V.