Dreißig Prozent der Krebspatienten leiden unter psychischen Belastungen. Ein neues, interaktives Internetprotal erleichtert die Diagnose und bietet Raum für professionelle Beratungsgespräche.
Psychische Belastungen bleiben häufig unentdeckt
Die Diagnose Krebs bedeutet eine schwere psychische Belastung. Fast jeder Dritte reagiert auf den tiefgreifenden Einschnitt mit Angst, Depressionen oder starker Erschöpfung. Auch Selbstbild, Familie und Partnerschaft leiden oft unter den krankheitsbedingten Veränderungen. Doch im Schatten der schweren Erkrankung nehmen die wenigsten Betroffenen diese Entwicklungen als eigenständiges Leiden wahr. Häufig verdrängen sie ihre Gefühle oder verschweigen sie aus Rücksicht auf Familie, Freunde und behandelnde Ärzte.
Gemeinsam gegen das Verdrängen
Mit der Zeit gewinnen die negativen Gemütslagen an Macht und entwickeln sich zu ernstzunehmenden Erkrankungen. Je weiter der Prozess fortgeschritten ist, desto schwieriger gestaltet sich dabei die Behandlung. „Wichtig ist es, den Krebsbetroffenen immer wieder zu vermitteln, dass sie belastende Gefühle und Gedanken zulassen dürfen“, betonen die Professoren Tanja Vollmer und Volker Beck. Gemeinsam haben sie das Internetportal www.psycho-onkologie.net mit interaktiven Hilfsangeboten für Krebskranke mit psychischen Erkrankungen ins Leben gerufen.
Internet-Tagebücher laden zum Vergleich ein
Die Initiatoren der Webseite wollen den Betroffenen vermitteln, „dass sie nicht schwach sind, wenn sie nach Unterstützung fragen, und vor allem, dass sie mit diesen belastenden Gefühlen nicht allein sind.“ Zu diesem Zweck strahlt die Internetseite 15 Video-Tagebücher von Krebspatienten aus. Diese persönlichen Dokumente ermutigen die Nutzer dazu, sich mit ihren eigenen Gefühlen und Problemen vertraut zu machen. Im Anschluss an die Tagebücher zeigen Experten Lösungswege und Handlungsmöglichkeiten auf. Krebskranke Eltern finden auf der Webseite spezielle Video-Tagebücher und Expertenempfehlungen.
Lotsenfunktion und Erstberatungsgespräche
Auf die Selbsterkenntnis folgt die Suche nach professioneller Hilfe. Bei diesem wichtigen Schritt unterstützt www.psycho-onkologie.net seine Besucher mit einer Lotsenfunktion, die passende Behandlungsangebote in der näheren Umgebung ausfindig macht. Zur Überbrückung von Wartezeiten bietetdas Internetportal eine Plattform für persönliche Erstberatungsgespräche via Email, Telefon oder Skype.
Evaluiert und spendenfinanziert
Obgleich die Webseite erst wenige Tage im Netz ist, blickt sie bereits auf eine dreijährige Testphase mit über 3.700 Nutzern zurück. Sie entstand in Zusammenarbeit von über 50 Onkologen und Psychologen und speist sich ausschließlich aus Spendengeldern. Zu den Partnern des Projekts gehören die deutsche Fachgesellschaft für Psychoonkologie (dapo e.V.) sowie die Hessische Krebsgesellschaft.
Quelle: Frauenärzte im Netz