Wenn die Sonne scheint und die Urlaubsvorbereitungen in Stress ausarten, dann schlägt er bei einigen Menschen wieder zu – der Lippenherpes. Doch harmlose Infektionen können leicht selbst behandelt werden.
Lippenherpes wird durch das Herpes-Simplex-Viru s Typ 1 (HSV-1) ausgelöst. Sowohl interne Faktoren wie Stress oder ein geschwächtes Immunsystem, als auch externe Faktoren – beispielsweise eine erhöhte Sonnenexposition – führen zum Ausbruch der hochansteckenden Bläschen. Betroffene leiden dann unter Kribbeln, Jucken und Spannen der betrof fenen Stelle. Auch ein später aufgerissener und blutener Schorf der ehemaligen Bläschengruppen kann zu Schmerzen führen.
Insofern das Virus nicht die Augen befällt und die Bläschen innerhalb von zwei Wochen wieder abheilen, ist Lippenherpes nicht gefährlich. Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere und Stillende sollten von einer Selbstmedikation absehen und einen Arzt aufsuchen. Dies gilt auch für immungeschwächte Patienten sowie Betroffene, bei denen der Virus zum ersten Mal auftritt oder der Krankheitsprozess sich trotz Selbsmedikation innerhalb einer Woche nicht bessert.
Lippenherpes verläuft meist harmlos
Da das Virus lebenslang im Körper der infizierten Menschen ausharrt, lässt sich der Organismus nicht grundsätzlich von dem Virus befreien. Für viele Patienten stellen die größer werdenden, eitrigen und später verkurstenden Bläschen jedoch nicht nur ein unangenehmes, sondern vorallem kosmetisches Problem dar. Mittlerweile steht Betroffenen für die Selbstmedikation eine Reihe von Präparaten in der Apotheke zur Verfügung, die nicht nur den Krankheitsprozess verkürzen, sondern auch für eine optisch unauffällige Behandlung sorgen. Die Pharmazeutin Dr. Sabine Werner gibt in der Deutschen Apotheker Zeitung Herpes-Geplagten Tipps, wie sie leichte Fälle der Infektion selbst behandeln.
Sehr wirksam: Nukleosid-Analoga
Als Mittel der Wahl für die Selbstmedikation gelten die Nukleosid-Analoga Aciclovir (beispielsweise Zovirax® Lippenherpescreme oder Acic® Creme bei Lippenherpes) und Penciclovir (Pencivir® bei Lippenherpes, auch als gefärbte Creme). Die beiden Wirkstoffe hemmen die Vermehrung des Virus und verkürzen die Krankheitsdauer Studien zufolge um durchschnittlich zehn Prozent. Tragen Sie die Cremes so früh wie möglich beim ersten Kribbeln oder bei den ersten Rötungserscheinungen auf, da sich das Virus vor allem in den ersten beiden Tagen vermehrt. Dr. Werner rät, die Cremes mit Aciclovir alle vier Stunden – also fünfmal täglich – anzuwenden, Penciclovir sogar alle zwei Stunden, insgesamt sechsmal am Tag. Behandeln Sie am besten die umliegenden Hautareale der betroffenen Stelle mit, um die Ausbreitung der Bläschen zu verhindern.
Sobald sich die Bläschen verkrusten, können Sie die Behandlung mit der Creme beenden. Als Nebenwirkungen wurden lokale Reizungen, Juckreiz und bei Penciclovir Taubheitsgefühle beschrieben. Während Aciclovir für Betroffene jeden Alters zugelassen ist, ist Penciclovir erst für Kinder ab zwölf Jahren geeignet. Schwangere und Stillende sollten die Anwendung im Vorfeld mit ihrem Arzt besprechen.
Alternativen mit Zink und Docosanol
Als schwächer wirkende Alternativen zur lokalen Behandlung von Lippenherpes stehen Ihnen Cremes zur Verfügung mit dem Wirkstoff Docosanol (Muxan® Creme), der das Eindringen des Virus in die Zelle verhindert. Eine zehnprozentige Creme erhalten Sie in der Apotheke rezeptfrei, die auch für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen ist. Wie die beiden antiviralen halbfesten Zubereitungen tragen Sie auch dieses Präparat im Anfangsstadium auf die Hautareale – hier ist eine fünfmalige Anwendung täglich (alle drei Stunden) nötig, um eine Wirkung zu erzielen. Abgesehen von leichten Hautreaktionen sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Präparate mit Zink als Alternative
bewährt, denn Zink-Salze kühlen, hemmen die Entzündung und fördern die Wundheilung. Tragen Sie die einprozentige Zubereitung (Virudermin®Gel) viermal täglich auf die befallene Stelle auf. Im Gegensatz zu den üblichen weißen Cremes ist dieses Mittel farblos. Als Nebenwirkungen wurden Hautreizungen und Spannungefühle beobachtet.
Hinweis: Greifen Sie nicht auf Hausmittel wie Zahnpasta, Essig oder Alkohol zurück, auch wenn diese aufgrund ihrer stark austrocknenden Wirkung gerne gegen Herpes eingesetzt werden. Die Pharmazeutin rät davon ab, da sie den Heilungsprozess verzögern können.
Transparente Pflaster verbergen Herpesbläschen
Als optisch unscheinbare Variante können Sie auf Hydrokolloid-Pflaster (Compeed® Herpesbläschen-Patch invisible oder Herpatch® Pflaster) ausweichen. Aufgrund ihrer Durchsichtigkeit fallen die sogenannten Herpes-Patches nicht auf und können bei Bedarf mit Make-up oder Lippenstift überschminkt werden. Sie verfügen zwar über keine antiviralen Wirkstoffe, weisen jedoch andere Vorteile auf: Indem das Pflaster die Bläschen abdeckt und deren Sekret aufnimmt, schützt es den betroffenen Bereich nicht nur vor Schmutz und Feuchtigkeit, sondern verhindert überdies die Verbreitung der Viren. Dies ist vor allem im Umgang mit Säuglingen und Kleinkindern sowie für Berufstätige im Gesundheitswesen vorteilhaft. Darüber hinaus lindert das Patch unangenehme Symptome wie Jucken, Krabbeln oder Spannungsgefühle. Unter dem Pflaster herrscht ein feuchtes Wundheilungsmilieu, sodass sich weniger Krusten bilden und die Wunde schneller abheilt.
Hygieneregeln verhindern Ausbreitung
Das Beachten einiger Hygiene-Regeln verhindert ein Übergreifen des Virus auf andere Körperregionen wie die Augen oder Genitalbereich und schützt vor allem Kleinkinder und Säuglinge vor einer Ansteckung:
- Berühren Sie nicht die Bläschen und kratzen sie diese nicht auf.
- Waschen Sie sich vor und nach der Anwendung von halbfesten Zubereitungen und Herpes-Pflastern sorgsam die Hände.
- Verzichten Sie während einer Herpes-Infektion auf Kontaktlinsen.
- Wechseln Sie die Zahnbürste nach dem Verkrusten der Bläschen.
- Tauschen Sie Waschlappen und Handtücher sofort aus, wenn sie während der Akutphase mit den Lippen in Berührung kommen. Das gemeinsame Verwenden von Handtüchern ist in dieser Zeit nicht ratsam, ebenso nicht von Geschirr und Besteck.
- Küssen ist nicht erlaubt.
- Achten Sie auf einen guten UV-Schutz der Lippen. Empfehlenswert ist hier der LomaProtect® Lippenpflegestift, der über einen Lichtschutzfaktor von 30 verfügt. Gleichzeitig enthält er Melissenextrakt, welches das Virus bei der Bläschenbildung hindert.
Quelle: Dr. Sabine Werner: Cremen, Kleben oder Hitze. Was bei Lippenherpes hilft. In: Deutsche Apotheker Zeitung, Heft 16, S. 62-65.