Heimbewohner nehmen häufig über fünf Medikamente pro Tag ein. Das birgt die Gefahr von Neben- und Wechselwirkungen. Zum Schutz vor Komplikationen haben Apotheker ein berufsübergreifendes Projekt ins Leben gerufen.
„Aus verschiedenen Modellprojekten wissen wir, dass gerade Bewohner von Pflegeheimen häufig an unerwünschten Arzneimittelwirkungen leiden, weil deren Medikation nicht optimal ist“, berichtet Prof. Ulrich Jaehde, Apotheker und Professor für Klinische Pharmazie an der Universität Bonn.
Nierenschäden fördern unerwünschte Wirkungen
Das hohe Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen rührt vor allem von der Gesundheitssituation der Heimbewohner her. Viele der Pflegebedürftigen leiden an verschiedenen Krankheiten, die sie dazu zwingen, mehrere Medikamente gleichzeitig einzunehmen. Ihnen drohen dadurch verstärkt Neben- und Wechselwirkungen. Häufig kommen alters- und krankheitsbedingte Nierenfunktionsstörungen hinzu. Sie steigern die Medikamentenwirkung und damit auch die Intensität der Nebenwirkungen.
Stichprobe zur Versorgungsqualität
Ein weiterer Grund ist die Versorgungsqualität. Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) untersuchte stichprobenmäßig die Arzneimittelversorgung von über 85.000 Heimbewohnern. Dabei stellte sich heraus: Bei jedem Zehnten weicht die medikamentöse Behandlung von den Anweisungen des Arztes ab. In 14 Prozent der Fälle verläuft die Arzneimittelversorgung nicht sachgerecht.
Medikationsanalyse durch den Apotheker
„Apotheker können mit einer Medikationsanalyse dazu beitragen, arzneimittelbezogene Probleme zu erkennen und zu vermeiden“, betont Prof. Jaehde. Im Rahmen der Medikationsanalyse untersucht der Pharmazeut, ob die verschriebenen Medikamente medizinisch begründet sind, Wechselwirkungen hervorrufen oder Nierenkranken und Senioren schaden. Die Medikationsanalyse spielt auch eine wesentlich Rolle bei dem Projekts AMTS-AMPEl, das Prof. Jaehde zum Schutz vor unerwünschten Arzneiwirkungen in Heimen ins Leben gerufen hat.
Das Projekt AMTS-AMPEL
„Die vielfältigen Herausforderungen können Apotheker, Ärzte und Pflegekräfte jedoch nur gemeinsam lösen“, weiß Prof. Jaehde. Deshalb schließt die Initiative AMTS-AMPEL sämtliche Berufsgruppen mit ein. Im Rahmen des Pilotprojekts erleichtern Faxformulare und Therapiebeobachtungsbögen die Zusammenarbeit zwischen Pflegeeinrichtung, Arztpraxis und Apotheke. Die AMTS-Merkkarte informiert alle am Projekt beteiligten Berufsgruppen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen und vermittelt Lösungsstrategien.
Quelle: Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände (ABDA), www.amts-ampel.de