Bis zu 30 Prozent der zu Hause betreuten Menschen leiden zumindestens zeitweise an einem Druckgeschwür. Wie Pflegende schlecht heilende Geschwüre bei dem Pflegebedürftigen vermeiden.
Besonders im Alter, wenn die Beweglichkeit nachlässt und Senioren viel Zeit im Lie gen oder Sitzen verbringen, steigt das Risiko für einen Druckgeschwür (Dekubitus). Aber auch für bettlägerige Menschen, die sich beispielsweise aufgrund einer Operation liegend schonen müssen, besteht ein erhöhtes Risiko für Dekubitus. Ein Druckgeschwür ist eine offene, schlecht heilende Wunde, die aufgrund des lange einwirkenden Auflagedrucks auf bestimmte Hautpartien entsteht.
Schwäche beeinträchtigt selbstständigen Positionswechsel
Beim Liegen oder Sitzen macht uns ein Unbehaglichkeits- oder sogar Schmerzgefühl darauf aufmerksam, dass die mit dem Körpergewicht belastete Stelle entlastet werden muss. Daraufhin nehmen wir automatisch eine andere Position ein und befreien das aufliegende Gewebe vom Druck.
Viele ältere und bettlägerige Menschen sind jedoch nicht mehr in der Lage, ihre Position selbst zu wechseln. Das dauerhafte Lasten des Körpergewichts auf die aufliegenden Hautstellen stört deren Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen. Folglich wird die Haut dünner und stirbt im schlimmsten Fall ab. Ist die Haut von Urin oder flüssigem Stuhl umgeben sowie von Schweiß benetzt, fördert auch die Feuchtigkeit die Bildung von Druckgeschwüren.
Innere und äußere Druckquellen
Druckgeschwüre entstehen oft an Stellen, an denen sich Knochen direkt unter der Haut befinden: Je nach Liege- oder Sitzposition sind vor allem das Kreuz- und Steißbein und die Fersen betroffen. Wenn Sie Ihren Pflegebedürftigen auf mögliche Druckgeschwüre kontrollieren, untersuchen Sie auch den Hinterkopf, die Ellenbogen und die Schulterblätter. Die Stellen sind beim Liegen oder Sitzen in Rückenlage ebenfalls dekubitusgefährdet. Aufgrund des Auflagegewichts entsteht in diesen Fällen der Druck von innen. Darüber hinaus können auch äußere Druckquellen wie eine Bettfalte oder –kante zu Druckgeschwüren führen.
Erste Anzeichen eines Druckgeschwüres
Ein Druckgeschwür entwickelt sich vom Gewebeinneren nach außen. Entdecken Sie einen weißen oder roten Fleck auf aufliegende Hautpartien des zu Pflegenden, sollten Sie folgenden Fingertest durchführen: Drücken Sie mit dem Finger auf die Rötung. Gesunde Haut verfärbt sich erst weiß, anschließend rot. Bleibt die Stelle durchgehend rot, besteht an dieser Hautpartie der Verdacht auf einen beginnenden Dekubitus.
Bei rot bleibenden Stellen nach Druck zum Arzt
Bei erhöhtem Dekubitusrisiko sollten Sie Ihren Angehörigen unbedingt von einem Arzt behandeln lassen. Ansonsten breitet sich die Wunde in tiefere Gewebeschichten aus, was schmerzhaft und psychisch belastend für den Betroffenen sein kann. Wenn das Gewebe abstirbt, färben die Stellen sich dunkelblau bis schwarz und es entwickelt sich ein Krater. Damit befindet sich der Dekubitus in einem fortgeschrittenem Stadium.
Unbehandelt besteht die Gefahr, dass Krankheitserreger in die Wunde gelangen, die oft zu einer Entzündung führen. Diese äußert sich durch Rötungen und Blasenbildungen. Breiten sich die Bakterien in umliegende Organe aus, droht sogar Lebensgefahr.
Auf gepflegte Haut achten
Aufgrund ihrer veränderten Struktur ist die Haut von älteren Menschen verletzlicher. Deshalb sollte sie entsprechend Ihres Hauttyps gepflegt werden. Dies gilt auch für andere Dekubitus-gefährdete Patienten:
- Achten Sie darauf, dass die aufliegende Haut trocken bleibt. Tauschen Sie möglichst schnell mit Urin, Kot oder Schweiß durchnässte Kleidung oder Bettwäsche aus.
- Verwenden Sie beim Waschen Ihres Angehörigen lauwarmes Wasser. Greifen Sie dabei auf Duschlotionen mit einem hohen Anteil rückfettender Bestandteile zurück, die den schützenden Säuremantel der Haut nicht schädigen. Hierfür eignen sich beispielsweise Eucerin®- oder Sebamed®-Produkte.
- Cremen Sie die sorgfältig abgetrocknete Haut mit einer Pflegecreme ein. Falls Sie unsicher sind, welchen Hauttyp Ihr Angehöriger hat, erkundigen Sie sich bei seinem Hautarzt.
- Atmungsaktive Bett- und Unterwäsche mit hohem Baumwollanteil verhindert, dass Bettlägerige stark schwitzen. Über das Bettlaken gezogene Moltontücher saugen Flüssigkeiten auf und sollten bei leichter Verunreinigung ausgetauscht werden.
- Kontrollieren Sie das Bettzeug regelmäßig auf Falten oder liegen gebliebene Gegenstände im Bett. Auch diese können Druckgeschwüre hervorrufen.
- Achten Sie darauf, dass der Pflegebedürftige nicht auf der Bettkante liegt. Die Fersen sollten nicht aufliegen. Legen Sie beispielsweise Weichlagerungskissen unter die Unterschenkel, sodass die Ferse vom Druck entlastet wird.
Bewegen geht vor Lagern
Indem Sie den zu Pflegenden regelmäßig bewegen und umlagern, vermeiden Sie einseitige Druckbelastungen der Haut und beugen Druckgeschwüren und offenen Wunden vor:
- Als Faustregel gilt: Aktivieren und Mobilisieren geht vor Lagern. Motivieren Sie den Pflegebedürftigen, Bewegungen und wenn möglich Positionswechsel selbst durchzuführen. Falls realisierbar, lassen Sie ihn beispielsweise die Mahlzeiten am Tisch einnehmen oder die Tasse selbst halten. Jede Bewegung ist ein Erfolg.
- Zahlreiche Übungen verhindern eine längere Druckbelastung auf dieselben Hautstellen. Viele Übungen kann der Pflegebedürftige auch im Bett durchgeführen, zum Beispiel das Anspannen der Gesäßmuskulatur oder Beinanwinkeln.
- Lagern Sie den zu Pflegenden regelmäßig um. Die Abstände legen Sie nach seinen individuellen Bedürfnissen fest, beispielsweise alle zwei Stunden.
- Im Handel sind Antidekubitus-Matratzen erhältlich, die das Risiko auf Druckgeschwüre verringern. Die Wechseldruckmatratze beispielsweise sieht aus wie eine große Luftmatratze und wird auf die Bettmatratze gelegt. In ihr ist eine Pumpe integriert, die in die Kammern abwechselnd Luft bläst. Der durch das Liegen entstehende Auflagedruck wird durch das wechselnde Ablassen der Luft immer wieder verringert.
- Nach dem heutigen pflegewissenschaftlichen Stand sollten Sie zur Versorgung des Pflegebedürftigen Felle, Wassermatratzen, Sitzringe und Watteverbände nicht verwenden.
Hinweis: Führen Krankheit oder Behinderung zu dauerhaftem Liegen und besteht somit ein erhöhtes Risiko für Dekubitus, besteht im Einzelfall die Möglichkeit, dass die Krankenkassen Antidekubitus-Hilfsmittel bezahlen. Dafür benötigen Sie eine ärztliche Verordnung, einen Antrag sowie eine nachweisliche Einschätzung des Risikos.
Quelle: gesundheitsinformation.de, IGAP – Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung