Ärzte diagnostizieren Nierenkrankheiten bei Menschen mit Diabetes oft zu spät. Den Patienten drohen Nierenschäden und ein erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen. Diabetologen motivieren zu Vorsorgeuntersuchungen und geben Tipps zur Vorbeugung.
Nierenkrankheiten sind bei Menschen mit Typ-1 und Typ-2-Diabetes nach Amputationen die zweithäufigste Komplikation. Etwa 40 bis 50 Prozent von ihnen entwickeln bei schlechter Einstellung eine diabetische Nephropathie. Wird nicht rechtzeitig ein Facharzt zur Behandlung hinzugezogen, kann dem Patienten nur noch mit einer Dialyse oder eine Spenderniere geholfen werden. Experten der diabetesDE –Deutsche Diabetes-Hilfe raten betroffenen Menschen mit Diabetes zu Vorsorgeuntersuchungen und selbst durchgeführten Kontrollmaßnahmen.
Bei geschädigten Nierenblutgefäßen droht Vergiftung
„Bei einer diabetischen Nephropathie kommt es durch hohen Zuckergehalt im Blut und hohen Blutdruck zu einer Schädigung der kleinsten Blutgefäße in den Nieren“, erklärt Prof. Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Die Schäden an den Blutgefäßen beeinträchtigen die Nieren, das Blut zu filtern und Urin zu produzieren, um Abfallprodukte aus dem Körper zu schwemmen. Die Abfallprodukte sammeln sich im Blut an und verursachen im schlimmsten Fall eine Vergiftung.
Eiweiß Albumin verweist früh auf Nierenschäden
„Die ersten Schäden zeigen sich darin, dass die Nieren nicht mehr präzise filtern und Eiweiß über den Urin verloren geht“, erklärt der Chefarzt des Diabetes Zentrum Mergentheim in Bad Mergentheim. Bereits viele Jahre, bevor schwere Schäden sichtbar werden, weisen geringe Mengen vom Eiweiß Albumin im Urin auf die Gesundheitsschäden hin. In diesem Fall spricht man von Albuminurie. „Um dies frühzeitig zu erkennen, sollten Menschen mit Diabetes mindestens einmal im Jahr ihren Urin auf seinen Albumingehalt hin untersuchen lassen,“ rät der Diabetologe Haak.
Diabetologen empfehlen Früherkennungsuntersuchungen
Zur frühzeitigen Erkennung von diabetischer Nephropathie dient Ärzten ein Albumin-Screening. In den letzten Jahren traten allerdings bei Menschen mit Diabetes vermehrt Verlaufsformen der Nephropathie ohne Albuminurie auf. Ursache ist oft ein erhöhter Blutdruck. Experten empfehlen deshalb, neben einem jährlichen Albumin-Screening zusätzlich die „glomuerulären Filtrationsrate (GFR)“ berechnen zu lassen. Die GFR dient Ärzten zum Einschätzen der Nierenfunktion.
Darüber hinaus sollten Betroffene selbst ihren Blutdruck regelmäßig messen. Weisen die Ergebnisse auf einen Bluthochdruck hin, raten die Experten zu einer 24-Stunden-Messung. Stellt der behandelnde Arzt Nierenschäden fest, wird ein Facharzt zur Behandlung hinzugezogen. Der Nephrologe verzögert den Verlauf der Nierenerkrankung und vermindert die Sterblichkeit.
Tipps zum Vorbeugen von Nierenerkrankungen
Experten der diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe geben Menschen mit Diabetes Typ 1 und 2 Tipps, wie sie Nierenschäden vermeiden:
- Senken Sie Ihre Blutzucker-, Blutfett- und Blutdruckwerte und achten Sie auf eine gute Stoffwechseleinstellung.
- Halten Sie sich dabei an das Blutdruckziel, das Ihr Arzt für Sie festgelegt hat. Allgemein gilt der Richtwert von 130/80 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg).
- Überschreiten Sie nicht die Kochsalzzufuhr, die Ihr Arzt Ihnen empfohlen hat. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, die tägliche Kochsalzaufnahme auf auf 6,0 g täglich zu reduzieren.
- Vermindern Sie Ihren Tabakkonsum oder hören Sie bestenfalls auf mit dem Rauchen. Rauchen begünstigt die Entstehung und das Fortschreiten von Nierenerkrankungen.
- Nehmen Sie regelmäßig Früherkennungsuntersuchungen wahr.
Informationen, wie Sie Ihre Niere langfristig schützen, erfahren Sie auf der Webseite der diabetesDE-Deutsche Diabetes-Hilfe.