Krampfartige Unterleibsschmerzen treten bei vielen Mädchen und Frauen während der Menstruation auf. Wie Betroffene die Beschwerden einer Dysmenorrhö mit Medikamenten und Verhaltensmaßnahmen lindern und wann sie besser zum Arzt gehen.
Kündigen krampfartige Unterlei bsschmerzen den Beginn einer Menstruation bereits seit der ersten Monatsblutung an, leiden Mädchen und Frauen unter einer primären Dysmenorrhö. Ursache hierfür sind körpereigene Substanzen, sogenannte Prostaglandine, die das Zusammenziehen der Gebärmutter auslösen, was zu starken Schmerzen führt. Begleitet werden die Beschwerden teils von Symptomen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Benommenheit, Schweißausbrüchen oder Durchfällen.
Von der primären Dysmenorrhö abzugrenzen ist die sekundäre Dysmenorrhö, bei der die Schmerzen bei Frauen über 30 Jahren auftreten, deren Monatsblutung bisher schmerzarm oder schmerzfrei verlief. In diesem Fall sind die Beschwerden auf andere Ursachen zurückzuführen und Symptome unterschiedlicher Krankheiten wie Endometriose oder Myomen.
Wann Sie am besten zum Arzt gehen
Grundsätzlich können Sie die Menstruationsschmerzen mit einfachen Mitteln behandeln. In folgenden Fällen sollten Sie Ihre Schmerzen jedoch von Ihrem Arzt abklären lassen:
- erstmaliges Auftreten von Regelschmerzen nach beschwerdefreien Jahren
- extrem starke Regelblutung
- zunehmende Dauer oder Intensität der Menstruationsschmerzen
- Regelschmerzen, die vor oder nach den ersten drei Tage der Regelblutung auftreten
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Regelschmerzen, die mit nicht-verschreibungspflichtigen Präparaten nicht ausreichend gelindert werden können
Falls diese Kriterien nicht auf Sie zutreffen, lesen Sie im Folgenden Tipps, die die Apothekerin Dr. Sabine Werner in der Deutschen Apotheker Zeitung Mädchen und Frauen zur Linderung ihrer Menstruationsbeschwerden gibt.
Regelschmerzen sollten nicht die Regel sein
Bei der Behandlung von Regelschmerzen sind Arzneimittel der nicht-selektiven, nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) Mittel der ersten Wahl. NSAR hemmen die Produktion der Prostaglandine, welche die Empfindsamkeit der Schmerzrezeptoren steigern und für die teils schmerzhaften Kontraktionen der Gebärmutter verantwortlich sind. Aufgrund ihrer Wirkungsweise lindern NSAR deshalb die Schmerzen.
Die Apothekerin empfiehlt die Einnahme von Ibuprofen (wie in Dolormin®, Ibuprofen Basics® oder Mensoton® gegen Regelschmerzen) und Naproxen (beispielsweise in Aleve®, Dolormin®für Frauen, Naproxen-ratiopharm®) die bereits für junge Mädchen ab sechs (Ibuprofen) und zwölf Jahren (Naproxen) zugelassen sind. Alternativ verweist Dr. Werner auf Diclofenac (wie in Diclac®Dolo, Diclofenac dura ® oder Voltaren Dolo®), welches ab einem Alter von 14 Jahren eingenommen werden kann.
Nabuproxen und Ibuprofen als Mittel der Wahl
Hinsichtlich der Wirkzeit sollten Sie Nabuproxen bevorzugen, da es die Schmerzen länger vermindert. Im Vergleich zu Ibuprofen treten jedoch mit höherer Wahrscheinlichkeit die für die NSAR typischen gastrointestinalen Nebenwirkungen wie Magenschmerzen oder Übelkeit auf. Auch zentralnervöse Beschwerden wie Kopfschmerzen, Beklommenheit oder Schwindel können die schmerzlindernde Wirkung begleiten. Entscheiden Sie deshalb individuell, welches Mittel Sie gut vertragen und Ihnen am besten hilft. In Zweifelsfällen berät Sie gerne Ihr Apotheker.
Wie Sie Ibuprofen, Naproxen und Diclofenac einnehmen
Nehmen Sie die NSAR sofort bei Schmerzbeginn und idealerweise unmittelbar vor der Mahlzeit ein, bei überzogenen Arzneiformen mit etwas zeitlichem Abstand. Hinweis: Wundern Sie sich nicht, wenn bei Ihnen trotz der richtigen Einnahme die genannten Nebenwirkungen auftreten. Diese rühren meist nicht vom Auflösungsprozess der Arznei im Magen, sondern von der resultierenden verminderten Schutzwirkung der Prostaglandine auf die Magenschleimhaut.
Die empfohlenen Einzeldosen und Tagesmaximalangaben entnehmen Sie dem Beipackzettel. Grundsätzlich sollte sich die Applikation an den Altersangaben orientieren und einen Zeitraum von vier Tagen nicht überschreiten. Bei länger anhaltenden Schmerzen sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Kontraindikationen bei NSAR-Präparaten
Nicht eingenommen werden dürfen Ibuprofen, Naproxen und Diclofenac bei Geschwüren im Magen-Darm-Bereich und zeitgleicher Therapie mit oralen Glucocorticoiden. Auch bei der Behandlung mit Antikoagulanzien wie mit Heparin-Präparaten sollte von NSAR-Medikamenten abgesehen werden. Ist Ihnen der Wirkstoff Ihrer Medikamente nicht bekannt, geben Ihnen Apotheker gerne Auskunft.
Tipp: Liegt eine der Kontraindikationen und ein zeitgleicher Verhütungswunsch vor, sollten Sie Ihren Frauenarzt aufsuchen.
Regelschmerzen lindern ohne Medikamente
Neben der Behandlung mit NSAR-Präparaten empfiehlt die Apothekerin verschiedene Methoden, um die Regelschmerzen zu lindern. Zwar ist deren Wirkung in Studien nicht ausreichend belegt, jedoch können sie individuell zu leichten Besserungen führen:
- Entspannungsmethoden
- Biofeedback
- Yoga
- warme Vollbäder
- regelmäßigen Sport.
Die lokale Anwendung von Wärme hebt Dr. Werner besonders hervor: Studien zufolge führt sie zu ähnlichen Wirkungen wie NSAR-Medikamente oder verstärkt deren Wirksamkeit noch. Neben herkömmlichen Methoden wie Kirschkernkissen oder Wärmflaschen erhalten Sie in der Apotheke Präparate, die Sie unauffällig unter der Kleidung tragen und somit für den außerhäuslichen Gebrauch geeinget sind. Als Beispiele führt die Apothekerin Wärmeauflagen von ThermaCare® oder SOS®Regelschmerz-Pflaster an, die aus Eisenpulver, Salz, Aktivkohle und Wasser bestehen und sich bei Kontakt mit Luftsauerstoff selbst erwärmen. Acht bis zwölf Stunden lindert die Wärme die Regelmschmerzen und ermöglicht Ihnen ein beschwerdefreies Agieren in Schule und Beruf.
Ernährungstipps bei Regelschmerzen
Auch mit der richtigen Ernährung können Sie die Menstruationsschmerzen verringern. In der PTA-Heute empfehlen die Experten, grundsätzlich auf leichte Kost zurückzugreifen und kleine Portionen zu bevorzugen. Auf diese Weise entsteht kein zusätzlicher Druck im Bauchraum. Gemüsegerichte, Salate, Fisch- und Eierspeisen sind ideal. Da viele Mädchen und Frauen während ihrer Periode unter Verstopfung leiden, fördern ballaststoffreiche Nahrungsmittel zusammen mit ausreichend Flüssigkeit die Verdauung. Auf fettreiche Speisen und Fast Food verzichten Sie in dieser Zeit am besten.
Hinweis: Neigt Ihr Körper dazu, vor der Menstruation viel Wasser einzulagern, sollten Sie Ihren Kochsalzkonsum reduzieren, denn dieses fördert die Bildung von Wassereinlagerungen (Ödemen).
Bei Milchprodukten und koffeinhaltigen Getränken herrschen unterschiedliche Erfahrungen: Die einen vertragen sie, die anderen nicht. Probieren Sie es für sich aus. Daneben empfehlen die Experten, auf magnesiumreiche Lebensmittel zurückzugreifen, da es krampflösend und somit schmerzlindernd wirkt. Nahrungsmittel aus vollem Korn, ungeschältem Reis, Sonnenblumenkerne, Sesam oder Nüsse sind reich an Magnesium. Auch viele Gemüse- und Obstsorten wie Fenchel, Kohlrabi, Bananen, Him- oder Brombeeren liefern den wertvollen Mineralstoff.
Quelle: Dr. Sabine Werner: Die Regel muss nicht schmerzhaft sein. Welche OTC-Präparate bei der Dysmenorrhö helfen. Deutsche Apotheker Zeitung, Heft 44, Oktober 2015, S.42-46.