Endoprothesen versprechen Mobilität und Schmerzlinderung bis ins hohe Alter. Doch die künstlichen Gelenke halten nicht unbegrenzt. Diverse Maßnahmen zur Qualitätssicherung sollen die Lebensdauer der Implantate verlängern.
70 ist das neue 50, denn Senioren sind heute bis ins hohe Alter aktiv und unternehmungslustig. Manche der älteren Herrschaften verdanken ihre schmerzfreie Mobilität einer Gelenkprothese. Allein in Deutschland erhalten jährlich 390.000 Patienten ein neues Hüft- oder Kniegelenk. Doch diese Lösung ist nicht von Dauer. Nach rund 20 Jahren wird eine neue Prothese erforderlich. „Eine Prothese, die ein Leben lang hält, wird es nicht geben“, betont Professor Carsten Perka, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik.
95 Prozent der Endoprothesen halten länger als 10 Jahre
„Die Endoprothetik ist ein sicheres Verfahren, Probleme sind die Ausnahme“, versichert Professor Reinhard Hoffmann, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Wird ein künstliches Gelenk ausgetauscht, liegt es nur in einem Prozent der Fälle an einem Implantatversagen. 55 Prozent der Zweitoperationen finden statt, weil sich die Prothese gelockert hat. Grund hierfür sind Knochenschwund und Gelenkabnutzungen, wie sie im Rahmen von Osteoporose oder Arthrose auftreten. Dank verbesserter Materialqualität sinkt das Lockerungsrisiko. 1993 beispielsweise überdauerten so 92 Prozent der Prothesen die 10-Jahres-Grenze, 2003 waren es schon 95 Prozent.
Endoprothesenregister zur Qualitätssicherung
Orthopäden und Chirurgen wollen die Wahrscheinlichkeit eines Implantatversagens weiter reduzieren. Zu diesem Zweck rief die Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC) das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) ins Leben. Inzwischen führt das Register die Daten von über 220.000 Operationen. Die hinterlegten Informationen zeigen auf, welche Prothesentypen und Materialzusammensetzungen häufig zu Materialversagen führen. „Das Endoprothesenregister kann ein wichtiger Schritt hin zu mehr Transparenz, Qualität und Sicherheit bei Gelenkimplantaten sein“, urteilt der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Dr. Christoph Straub. „Wenn bestimmte Prothesen schadhaft sind, kann das Register als Frühwarnsystem dienen und eine Klinik ihre Patienten schneller informieren.“ In Schweden habe die Einführung eines Endoprothesenregisters die Zahl der Folge-OPs nahezu halbiert, berichtet Dr. Straub.
EndoCert – das Zertifizierungssystem für künstliche Gelenke
Als weitere Maßnahme zur Qualitätssicherung entwickelte das DGOOC das Zertifizierungssystem EndoCert, an dem inzwischen rund 440 Kliniken teilnehmen. Es steht für ein ganzheitliches Qualitätsverständnis in der Behandlung von Hüft- und Kniegelenkserkrankungen und ist das erste Zertifizierungssystem in der Endoprothetik weltweit.