Der Körper und sein Stoffwechsel verändern sich mit den Jahren. Das wirkt sich auch auf Arzneimittelwirkungen aus. Ältere Menschen sollten deshalb ihre Medikation im Beratungsgespräch mit der Stammapotheke und dem behandelnden Arzt an das Lebensalter anpassen.
Nicht selten machen sich bei älteren Menschen Änderungen in der Arzneimittelwirkung bemerkbar: Medikamente, die sonst gut anschlugen, werden nicht mehr vertragen oder sie scheinen ihre Wirkung einzubüßen. Dann sollte ein Gang zum Arzt oder Apotheker erfolgen, um die Arzneimitteltherapie anzupassen, rät die Apothekerkammer Niedersachsen.
Gute Erfahrung mit der „Priscus Liste“
Um die Therapie im Alter zu verbessern, gibt es mehrere Listen, in denen die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit diverser Arzneistoffe für ältere Menschen beurteilt wird. In Deutschland hat sich die sogenannte „Priscus-Liste“ durchgesetzt. Die Liste enthält 18 Arzneistoffklassen mit 83 Arzneistoffen, beispielsweise Antibiotika, Schmerzmittel, Antidepressiva oder Beruhigungsmittel. In jeder dieser Klassen gibt es potenziell ungeeignete Medikamente, die für ältere Patienten bedenklich sind. Gleichzeitig werden Alternativen für die Behandlung aufgelistet. Ärzte, Apotheker und Patienten müssen eng zusammenarbeiten und die Therapie regelmäßig überwachen. Medikamente dürfen aber keinesfalls ohne Rücksprache mit dem Arzt oder Apotheker einfach abgesetzt werden. Das gefährdet die Gesundheit.
Beratungsbedarf im Alter steigt mit jedem Medikament
Etwa 20 Prozent der 70-jährigen Deutschen nehmen fünf oder mehr Medikamente zu sich, Tendenz steigend. Je mehr verschrieben wird, desto größer ist die Gefahr von Wechselwirkungen. Bei der Einnahme von fünf Medikamenten beträgt die Wahrscheinlichkeit von Wechselwirkungen 38 Prozent, bei sieben oder mehr Arzneimitteln liegt sie bereits bei 82 Prozent. Rund zehn Prozent der Krankenhauseinweisungen von älteren Patienten sind auf arzneimittelbedingte Nebenwirkungen zurückzuführen. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass Nebenwirkungen als neu entstandene Alterserscheinungen fehlinterpretiert und als Symptome therapiert werden. Um solchen unerwünschten Ereignissen vorzubeugen, sollten Apotheker und Ärzte von Beginn an die medikamentöse Therapie ihrer Patienten begleiten.
Dosierung des Medikaments langsam steigern
Generell gilt das Prinzip „start low and go slow“ in der Medikation von Patienten fortgeschrittenen Alters. Das bedeutet in der Praxis, dass Patienten unter Anleitung von Arzt und Apotheker zuerst mit einer niedrigen Dosierung beginnen und diese kontinuierlich steigern, um sich so an den gewünschten therapeutischen Effekt heranzutasten. Anstatt sofort mit einer Dosierung zu beginnen, die eventuell zu hoch für den älteren Organismus angesetzt ist, bietet diese Herangehensweise einen sanften Einstieg in die Therapie.
Stammapotheke verspricht mehr Therapiesicherheit
Im Idealfall beziehen ältere Menschen alle ihre Medikamente aus einer Stammapotheke. Das stellt sicher, dass der Apotheker die Übersicht über die gesamte medikamentöse Therapie hat, einschließlich der Selbstmedikation. Wechselwirkungen, Unverträglichkeiten und Doppelverordnungen werden dadurch auf ein Minimum reduziert oder ganz vermieden.